ZusammenfassungDie Therapie der primär idiopathischen Achalasie, der häufigsten der seltenen Ösophagusmotilitätsstörungen, unterliegt derzeit einem Wandel. Zunehmend setzt sich das Prinzip der „Heller-Myotomie“ als Standard durch. Mit der von dem deutschen Chirurgen Ernst Heller im Jahr 1913 erstbeschriebenen Kardiomyotomie lässt sich meist eine sehr gute Symptomkontrolle erzielen. Metaanalysen randomisierter Studien (Level-1A-Evidenz) zeigen die Überlegenheit der laparoskopischen Heller-Myotomie (LHM) gegenüber der pneumatischen Dilatation (PD). Protagonisten der PD beziehen sich zumeist auf die Ergebnisse der europäischen Multicenterstudie, die mit häufig wiederholten PD vergleichbare Ergebnisse wie die LHM erzielt hat, mit allerdings einer (nicht Intention-to-treat inkludierten) initialen PD-Serie mit inakzeptabel hoher Perforationsrate (33%). Zur Prävention eines postoperativen gastroösophagealen Refluxes (GER) nach LHM ist die Hinzunahme einer Fundoplicatio obligat. Die Manschette der Wahl ist die anteriore 180°-Fundoplicatio nach Dor. Allerdings wird dieser Standard (LHM + Dor-Prozedur) nun bereits wieder herausgefordert. Die 2010 durch Haruhiro Inoue eingeführte und seither weltweit klinisch erprobte perorale endoskopische Myotomie (POEM) ermöglicht die Durchführung der „Heller-Myotomie“ auf rein endoskopischem Wege. Die Komplikationsraten von POEM sind gering, die Symptomkontrolle ist in systematischen Reviews der publizierten Serien zur LHM vergleichbar oder sogar diskret überlegen. Vorteile der POEM sind u. a. die Möglichkeit, eine lange Myotomie (erforderlichenfalls des gesamten Ösophagus) durchzuführen und die relativ freie Wählbarkeit der Lokalisation der Myotomie (anteriores/posteriores POEM). Nachteile von POEM sind die bewiesen höhere postoperative Refluxrate nach POEM im Vergleich zur LHM, bei allerdings meist guter Behandelbarkeit des Refluxes mit PPI, erforderlichenfalls (selten) nachträglicher laparoskopischer Dor-Fundoplicatio. (Vorläufige) Ergebnisse von 2 prospektiv randomisierten Studien zeigen die Überlegenheit der POEM gegenüber der PD und Gleichwertigkeit der POEM zu LHM + Dor-Prozedur, bei erhöhtem GER. Im eigenen Vorgehen werden POEM und LHM in einem „Tailored Approach“ (maßgeschneidert) verwendet: POEM wird bevorzugt bei Typ III und Typ II mit Brustschmerzen, LHM bei sigmoidaler Achalasie und morphologischen Begleitveränderungen (Hernie, Divertikel etc.), ansonsten liberalere Verfahrenswahl.