Zusammenfassung
Hintergrund/Ziel Patienten mit nicht heilbaren Krebserkrankungen eine spezialisierte Palliativversorgung zum richtigen Zeitpunkt anzubieten, stellt eine Herausforderung dar. Ziel des Scoping Reviews war, geeignete entitätsspezifische Kriterien zu finden.
Methode Im Februar 2020 wurde in den Online-Datenbanken PubMed und Scopus ein Scoping Review durchgeführt. Ziel der Literatursuche war die Identifikation von englisch- und deutschsprachigen Originalarbeiten, die zwischen 2009 und Februar 2020 veröffentlicht wurden und Hinweise darauf geben, welche entitätsspezifischen und entitätsunabhängigen Kriterien nicht heilbarer Krebserkrankungen herangezogen werden, um betroffene Patienten zeitgerecht in die spezialisierte Palliativversorgung zu integrieren. Insgesamt wurden 13 relevante Artikel identifiziert. Der Methode des Scoping Reviews entsprechend, wurde auf eine formale Bewertung der methodischen Qualität der eingeschlossenen Literatur verzichtet.
Ergebnisse Unter den relevanten Publikationen waren 6 Reviews und 7 Originalarbeiten. In keiner der analysierten Publikationen wurden explizit charakteristische Kriterien zu spezifischen Krebsentitäten angeführt. Für die Integration in eine spezialisierte Palliativversorgung wurden unabhängig der Krebsentität als Kriterien Unheilbarkeit/fortgeschrittenes Tumorleiden, Lebensqualität, belastende Symptome, ECOG-Status, psychosoziale Bedürfnisse, Komorbiditäten, tumorassoziierte Komplikationen, Behandlungsentscheidung/keine Behandlungsmöglichkeiten und begrenzte Lebenszeitprognose herangezogen oder vorgeschlagen. Die Erhebung der Kriterien erfolgte mittels Instrumenten, für die keine konkreten Kennwerte angegeben waren, die eine zur Einbindung in spezialisierte Palliativversorgung relevante Ausprägung der Kriterien detektieren könnten.
Schlussfolgerung Für den Zeitpunkt einer zeitgerechten Integration der spezialisierten Palliativversorgung bei nicht heilbaren Krebserkrankungen gibt es bislang keine entitätsspezifischen Kriterien und Kennwerte. Aus der Analyse lässt sich jedoch ableiten, dass entitätsunabhängig alle Patienten mit einer nicht heilbaren bzw. fortgeschrittenen Krebserkrankung, die unter Verminderung/Verlust ihrer Lebensqualität und einer komplexen Symptomlast, v.a. Depressionen und Schmerzen leiden, das Angebot einer spezialisierten Palliativversorgung erhalten sollten. Kriterien generell als Kennwerte festzulegen und konsekutiv einen Messwert bzw. Cut-off-Wert zu definieren, könnte eine Möglichkeit sein, über z.B. ein Scoringsystem eine zeitgerechte Integration der Palliativmedizin zu erleichtern. Unklar ist bislang, welche Kombinationen von Erhebungsinstrumenten oder Screeningtools der Erfassung einer zeitgerechten Integration dienen könnten.