ZusammenfassungBei der ergonomischen Gestaltung von Schreibgeräten spielt die Stifthaltung eine wichtige Rolle, um die Kompatibilität zwischen Mensch und Schreibwerkzeug zu gewährleisten. Der Dreipunktgriff wurde lange Zeit – und wird zum Teil auch noch heute – als die einzige „reife“ Stifthaltung gesehen. Mit zunehmender Forschung wird jedoch deutlich, dass insbesondere jüngere Generationen auch weitere Stifthaltungen verwenden, die als funktional gelten. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Häufigkeitsverteilung der Stifthaltung bei Schüler/innen in Deutschland differenziert aufzuzeigen und statistisch auszuwerten. An der Studie beteiligten sich insgesamt 128 Erstklässler (ohne Entwicklungsauffälligkeiten) im Alter von 5–8 Jahren. Die Stifthaltungen wurden während des Schreibens fotografiert und anhand der Anzahl der Finger auf dem Stift und der Stellung des Daumens kategorisiert. Wir fanden signifikante Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung (×2 (4) = 39,344, p < 0,001). Der Dreipunktgriff war signifikant der Häufigste (39,8 %, n = 51). Die Verwendung von Vierpunktgriff, seitlichem Dreipunktgriff und seitlichem Vierpunktgriff waren untereinander vergleichbar. Bei acht Kindern wurden weitere Stifthaltungen beobachtet. Signifikant mehr Mädchen als Jungen verwendeten den seitlichen Vierpunktgriff (p = 0,035).Praktische Relevanz: Durch die Kompatibilität zur flexiblen Produktgestaltung kann eine ermüdungsfreie Schreibbewegung sowie eine Erhöhung der schreibmotorischen Leistung (u. a. angemessene/r Schreibgeschwindigkeit und Schreibdruck) erwartet werden. Die ergonomische Produktgestaltung von Schreibgeräten kann von den vorliegenden Studienergebnissen profitieren.