Die Echinokokkose ist eine in Mitteleuropa seltene parasitäre Infestation. In 90 % der Fälle manifestiert sie sich an der Leber und Lunge. Ein Befall primär des Retroperitoneums ist äuûerst selten und wird wegen der unspezifischen klinischen Symptome häufig erst spät erkannt. Unter den diagnostischen Möglichkeiten besitzt die CT die höchste Sensitivität. Die Therapie der Wahl besteht in der chirurgischen Resektion der Zysten. Wir berichten über einen türkischen Patienten mit einer primär retroperitonealen Echinokokkose, die sich als massive multizystische Raumforderung präsentierte.Die Echinokokkose ist eine Erkrankung, für die drei Zestodenarten, Echinococcus granulosus, multilocularis und vogeli, verantwortlich sein können [3]. Unter diesen besitzt die Infestation mit Echinococcus granulosus, die zu zystischen, expansiv wachsenden Raumforderungen führt, die höchste Prävalenz [3,9]. Diese zystische Echinokokkose tritt im Mittelmeerraum, Mittleren Osten, Ostafrika, Südamerika und Australien endemisch auf [3,8,9,13]. Die besondere Bedeutung der durch Echinococcus multilocularis hervorgerufenen, wesentlich selteneren, alveolären Echinokokkose liegt in dem infiltrierenden, an einen malignen Tumor erinnernden Wachstum und der dadurch bedingten sehr schlechten Prognose [3]. Echinococcus multilocularis kommt in der nördlichen Hemisphäre vor, mit Endemiegebieten in Mitteleuropa, Asien und Nordamerika. Infektionen mit Echinococcus vogeli sind bisher beim Menschen nur vereinzelt beobachtet worden [3]. Diagnostische und therapeutische Aspekte dieser Erkrankung werden vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur diskutiert. Fallbericht In unserer Klinik stellte sich ein 55 jähriger türkischer Mann mit einer groûen, rechtsseitig lumbal gelegenen, computertomographisch teils multizystischen, teils soliden Raumforderung vor. Der Patient klagte seit 3 Jahren über eine zunehmende rechtsseitige Flankenschwellung, die seit einigen Wochen mit Schmerzen assoziiert war. Weitere Symptome, insbesondere Fieber oder eine Hämaturie, waren nicht vorhanden. Er selbst führte diesen Befund auf einen Verkehrsunfall 1992 zurück. Bei einer auswärts durchgeführten Punktion einer Zyste fielen girlandenartig geschichtete, lamelläre Strukturen auf, die ¾hnlichkeiten mit einer Chitinmembran aufwiesen und zu der Verdachtsdiagnose einer Echinokokkuszyste führten. Bei der klinischen Untersuchung war eine prall-elastische, indolente, ungefähr 20 cm groûe Raumforderung lumbal tastbar. Laborchemisch bestand keine Eosinophilie. Der indirekte Hämagglutinationstest (IHA) für Echinokokkus war positiv. Computertomographie (Abb. 1) und Magnetresonanztomographie (Abb. 2) zeigten eine groûe, multizystische, retroperitoneale Raumforderung, die sich vom unteren rechten Nierenpol bis in die Inguinalregion und ins kleine Bekken erstreckte. Auûerdem waren Protrusionen einiger Zysten durch die Rückenmuskulatur bis ins Subkutangewebe erkennbar und eine Infiltration der Musculi psoas et iliacus vermutet worden. Eine Beteiligung der Leber oder Niere konnte radiologisch nich...