Die trich Helms Die Geschichte der Pop-und Rockmusik beginnt 1972 mit »Crazy Horses« von The Osmonds-wenn ich mich recht erinnere. Wir Kinder liebten es, den Hook des Stücks, ein extrem hohes Kreischen nach einer zuvor eher tiefen Gesangsstimme, zu imitieren. Das Stück war in vielen europäischen Charts in den Top-Ten und wir hörten es mehrfach auf dem Sender, den unsere Eltern im Radio eingestellt hatten. Ich erlebte das erste Mal, dass Musik etwas Wildes, aber auch Groteskes und an den Nerven Sägendes sein konnte, dass es Spaß macht, aus voller Lunge und vollem Herzen mitzuschreien. 1 Aus demselben Jahr stammt eine weitere, sehr lebhafte frühe Erinnerung, in der ein Banjo spielender Hund auf einem roten Kissen eine zentrale Rolle spielt, der von seinem Wunsch nach einer Miezekatze sang. Seine Single, die wochenlang die bundesdeutschen Single-Charts anführte, wurde zur Nummer Eins meiner Plattensammlung. Jahre später kamen die Platten, von denen ich weiß, dass sie in den Sammlungen vieler Mit-Babyboomer stehen: Mike Oldfields Tubular Bells (1973), Santanas Greatest Hits (1974), Supertramps Crime Of The Century (1974), Watch von Manfred Mann's Earth Band (1977) und einige mehr. Mädchen, die ich besuchte, hatten Simon and Garfunkel's Greatest Hits (1972) auf ihren Plattentellern. Was mir heute auffällt: All diese Platten-mit Ausnahme von Watch-waren zu der Zeit, als sie um 1978 in meinen sich nur langsam füllenden Plattenständer und gleichzeitig in die Sammlungen meiner Freunde kamen, bereits einige Jahre alt. Etwas Ähnliches bildet meine Plattensammlung um 1982 mit Absolutely Live von den Doors (1970) ab. Ich kann mir dieses Phänomen nur so erklären, dass es so etwas wie einen Generationenkanon von Klassikern gab, dessen Zusammenstellung und Fixierung vier bis fünf Jahre, teilweise auch länger dauerte. Auch heute noch haben diese Platten für mich einen gewissen Wert, der unabhängig von der Zeit ist-im Gegensatz zu den meis-* Die Popularmusikforschung hatte in ihrer Vergangenheit einiges mit ihrem Gegenstand gemein. Auch sie verstand sich einmal als Gegenentwurf-in ihrem Fall zur traditionellen Musikwissenschaft. Sie begehrte auf gegen kulturelle Hegemonien und fremdbestimmte Bildungskanons, wollte jugendlichen Subkulturen zu ihrem Recht und zur Würde eines wissenschaftswerten Gegenstands verhelfen. Inzwischen ist sie-ebenfalls wie die populäre