ÜberblickDie Bedrohung durch technisch induzierte Gefahren bildete in den 1950er und 1960er Jahren ein zentrales gesundheitspolitisches Thema in der Bundesrepublik Deutschland. Die Sorge machte sich insbesondere an zwei Bereichen technischer Entwicklung fest: der zivilen und militärischen Entwicklung der Atomtechnik und der steigenden Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen durch die expandierende Lebensmittelindustrie. In beiden Fällen ging es um die Bedrohung durch gering dosierte, aber chronische Gesundheitsgefahren für große Teile der Bevölkerung. Grundlage für diese Problemwahrnehmung am Übergang des Atomzeitalters zur Massenkonsumgesellschaft war ein neues -mutationsgenetisches oder genotoxisches -Gefahrenmodell, das Grundannahmen des bis dahin unhinterfragt geltenden toxikologischen Gefahrenmodells und darauf aufbauende regulatorische Instrumente wie Grenzwerte und Strategien in Frage stellte. Festmachen lässt sich dies an der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verfolgten Forschungspolitik und risikopolitischen Politikberatung. Im Zentrum der Darstellung stehen die Umstände und Zusammenhänge der (langen) Gründungsgeschichte der DFG-Senatskommission für Mutagenitätsfragen.