ZusammenfassungUrteilskraft, sprich: das Vermögen zu urteilen, gehört zur Grundausstattung neuzeitlich-moderner Subjektivität. Als philosophische Universalie wird sie – abseits ihrer herrschaftskritischen Herausforderung durch Bourdieu – auch in den Sozialwissenschaften bis heute kaum in Frage gestellt. Der vorliegende Aufsatz erhellt die Geschichte ihrer ‚Erfindung‘ im 17. und 18. Jahrhundert aus einer von Nietzsche und Foucault inspirierten genealogischen Perspektive. Auf diese Weise lässt sich Urteilskraft als Effekt materiell-diskursiver Praktiken in den Laboratorien der Urteilskraft – Königshof, Salon und bürgerliche Sozietät – rekonstruieren.