Dieses Buch handelt vom Selbermachen und Selbstherstellen. Zugegeben: Selbst hergestellt hat der Mensch schon immer -ob zur "Urform" des Flechtens im alten (vordynastischen) Ägypten (vgl. Müller 1997: 37ff.) oder ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit Aufkommen der Reformbewegung Arts and Crafts. Spätestens mit Beginn der Industrialisierung ranken sich um das Selbermachen jedoch Mythen von selbstbestimmter, authentischer und ehrlicher Arbeit (vgl. Kurz 2015: 11ff.) -und in den letzten Jahren wurde diese Lesart auf eine neue Stufe gebracht: In den zahlreichen Werken zum Selbermachen wird den Akteuren nahezu dauerhaft ein politischer Subjektstatus unterstellt, ohne dass es dazu empirische Befunde gibt. Die vorliegende Studie setzt an diesem Punkt an: Sie untersucht die Arbeitsformen des Selbstherstellens an der Schnittstelle von Arbeitssoziologie, Politikwissenschaft, Nachhaltigkeits-und Designforschung und fragt, ob Akteure, die Produkte nach ökologischen oder fair-sozialen Konzepten selbst herstellen, gesellschaftspolitische Ziele verfolgen -und wie sie ihre Arbeitsprozesse organisieren. Das Forschungsinteresse gilt dabei sowohl den Veränderungen der modernen Arbeitsweltdem Bedeutungsgewinn von kreativer und nachhaltiger Arbeit einerseits, der Entgrenzung von Arbeitsformen andererseits -als auch neuen politischen Handlungsfeldern. Zum einen greift die Studie damit den kulturhistorischen Diskurs des Selbermachens und Ansätze der Designtheorie auf, die Formen der Selbstproduktion zur Gesellschaftskritik erklären. Zum anderen wird an der Forschung zur Subjektivierung von Arbeit und einer möglichen politischen Subjektivierung angesetzt -beides wurde zusammenhängend noch nicht untersucht. Im Gegensatz zur Arbeitssoziologie, die mittlerweile auf eine langjährige Forschungstradition und eine Vielzahl empirischer Befunde zur Subjektivierung von Arbeit zurückblicken kann, gibt es in der Politikwissenschaft keine vergleichbare Subjektivierungsforschung -untersucht werden die Einstellungen der Bürger*innen 1 zu Demokratie und Politik (Einstellungsforschung) oder politische Beteili-1 Die Studie hat sich um eine gendergerechte Sprache bemüht, was nicht immer einfach und möglich war, an einigen Stellen war eine Vereinheitlichung auch nicht sinnvoll. So wurde zum einen auf eine generelle Lesbarkeit geachtet. Auch ließ sich das Vereinheitlichen aufgrund des Zitierens von Begriffen wie Bürger oder Arbeitskraftunternehmer nicht realisieren. Zum anderen beziehen sich Begriffe wie Bürger oder Handwerker (so etwa bei Aristoteles) oft ausschließlich auf den männlichen Besitzbürger. Darum wurde an solchen Stellen von einer Vereinheitlichung abgesehen.dargelegt, warum Arbeitshandeln bislang als kein politisches Handeln untersucht worden ist. Im Anschluss daran werden die forschungsleitenden Fragen formuliert.