Nachdem sich das Interesse für Sprache und Politik seitens der Linguistik lange Zeit in Grenzen gehalten hatte, begann sich ab den 50er-Jahren auch die Sprachwissenschaft verstärkt diesem Bereich zu widmen (vgl. Girnth 2002): Mittlerweile reicht die Bandbreite "politolinguistischer" Arbeiten (Burkhardt 1996) von Untersuchungen zum politischen Wortschatz und der Charakterisierung brisanter Wörter über die Beschreibung typischer Handlungs-und Argumentationsmuster bis hin zu Fragen der Political Correctness und nicht zuletzt zur kritischen Diskursanalyse (vgl. Diekmannshenke 2006). Linguistische Arbeiten zur Sprache in der Politik sind dabei einerseits vom Wunsch geprägt, außerhalb der Grenzen des eigenen Faches Wirkung zu zeigen, indem sie sprachkritisch mahnende Worte an die Akteurinnen und Akteure in der Politik richten bzw. die Rezipientinnen und Rezipienten über mögliche manipulative Strategien aufklären; andererseits zeigt sich der Wille zur außerfachlichen Wirkung auch im Schulterschluss mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, indem versucht wird, sich dem Phänomen politischer Kommunikation interdisziplinär zu nähern. Ruth Wodak versucht mit ihrem Buch The Discourse of Politics in Action: Politics as Usual, das nun in zweiter, überarbeiteter Fassung auf Englisch vorliegt, beides: Einerseits sollen die Leserinnen und Leser über die komplexen Zusammenhänge kommunikativer Abläufe im Europäischen Parlament aufgeklärt werden; andererseits sieht sich die Arbeit als Beispiel für qualitative interdisziplinäre Forschung, indem der von Wodak mitbegründete diskurshistorische Ansatz der kritischen Diskursanalyse (vgl. Wodak et al. 1990; Reisigl 2007) mit ethnologischen Methoden angereichert wird. Auf Basis dieses breit gesetzten theoretischen Zugangs wird auf mehr als zweihundert Seiten nach einer umfassenden Antwort auf die bereits im Vorwort formulierten zentralen forschungsleitenden Fragen gesucht: Wie wird Politik gemacht? Was machen Politikerinnen und Politiker wirklich? Und welches Bild vermitteln die Medien darüber, wie Politik gemacht wird?Im ersten Kapitel "Doing Politics" wird zuerst der größere, soziologische Rahmen beschrieben, in den sich die Arbeit eingebettet wissen will. Ausgehend