Zusammenfassung: Normalerweise ist der Pferdeharn hell bis dunkelgelb und kann durch seinen hohen Muzinanteil fadenziehend sein. Farbveränderungen können von fast farblos bei sehr viel Flüssigkeitsaufnahme bis zu Braunverfärbungen reichen. Die Farbe ist abhängig davon, welche Stoffe mit dem Urin ausgeschieden werden. Das Auftreten von Blut im Urin wird als Hämaturie bezeichnet und birgt eine große Spannbreite an Differentialdiagnosen, die systematisch abzuklären sind. Unbedingt sollte eine Abgrenzung von systemischen Erkrankungen zu denen des Harnapparates getroffen werden. Zunächst wird eine allgemeine Untersuchung durchgeführt. Weiterführend sollte eine hämatologische Untersuchung und eine Urinanalyse erfolgen. Sollte sich herausstellen, dass es sich um eine Erkrankung des Harntrakts handelt, sollten zusätzlich die transrektale Palpation und die transrektale und transabdominale sonographische Untersuchung durchgeführt werden. Außerdem sind weitere diagnostische Verfahren wie die Urethroskopie und die Zystoskopie möglicherweise indiziert. Vorgestellt wurde ein dreiundzwanzig Jahre alter Oldenburger Wallach mit Makrohämaturie. Bei der Zystoskopie konnte eine Zubildung dargestellt werden, deren Oberfläche uneben und rau und teils mit Fibrin und Blutgerinnseln bedeckt war. Eine transendoskopische Biopsieentnahme wurde angestrebt. Je nach Konsistenz und Lage der Zubildung kann die Entnahme erschwert sein. Eine vorübergehende perineale Urethrotomie erleichtert die Biopsieentnahme und liefert gleichzeitig die Möglichkeit einer direkten Visualisierung des Harnblaseninhalts. Mit Hilfe einer Uterusbiopsiezange konnte ein ausreichend großes Bioptat entnommen werden. Die Ergebnisse genannter Untersuchungen ergaben die Diagnose eines Übergangzellkarzinoms in der Harnblase. Der Harntrakt ist mit Übergangszellepithel ausgekleidet, dessen karzinomatöse Entartung entsprechend in jedem Abschnitt auftreten kann, am häufigsten beim Pferd jedoch in der Harnblasenwand. Abzuklären ist, ob es bereits Metastasen gibt. Je nach Stadium, Ausbreitung und Größe dieses malignen Tumors, kann über eine Therapie nachgedacht werden. Es werden verschiedene Therapieansätze in der Literatur beschrieben. Autoren berichten über die Chemotherapie, die Bestrahlung mit einem Diodenlaser oder über das chirurgische Abtragen des Tumorgewebes und die orale Anwendung von Piroxicam. Eine ausgeprägte klinische Symptomatik ist erst in einem fortgeschrittenen Stadium des Tumors zu sehen, sodass die meisten dieser Tumoren erst spät diagnostiziert werden. Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch entscheidend für die Prognose und deshalb ist schon bei einer Mikrohämaturie eine ausführliche Diagnostik empfohlen. Im vorliegenden Fall wurde aufgrund der schlechten Prognose und des fortgeschrittenen Krankheitsverlaufs zur Euthanasie des Patienten entschieden.