Wenngleich viele Schwangerschaften und Geburten komplikationslos verlaufen, können bei werdenden Müttern psychische Missstimmungen wie Ängstlichkeit oder depressive Gestimmtheit infolge individueller psychosozialer Veränderungen auftreten. Dies gilt insbesondere für Schwangerschaften mit Komplikationen wie vorzeitige Wehentätigkeit und Gestosen. Die ätiologischen Faktoren solcher Komplikationen sind bisher häufig ungeklärt. Allerdings gibt es zahlreiche Hinweise auf eine Mitbeteiligung von Stress an der Entstehung der genannten Pathologien. Das sympathikoadrenomedulläre System und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Plazenta-Achse scheinen die körperli-chen Effekte von psychosozialen Belastungen zu modulieren. Auch die Entstehung postpartaler psychischer Störungen kann durch Stresserleben während der Geburt, wie beispielsweise einer sekundären Sectio, beeinflusst werden. Aus diesen Gründen ist es wichtig, der psychosozialen Anpassung an eine Schwangerschaft besondere Aufmerksamkeit zu schenken und bei ausgeprägten Problemen frühzeitig eine psychotherapeutische Mitbehandlung einzuleiten.
SchlüsselwörterSchwangerschaft · Geburt · Stress · Psychoendokrinologie · Kognitive Verhaltenstherapie
Effects of stress on the course and outcome of pregnancy and childbirth AbstractAlthough the course of most pregnancies remains free of complications, psychosocial adaptation in pregnancy may be associated with anxious or depressive mood swings, especially in cases of pathologic processes such as early onset of spontaneous labor or gestational hypertension. The etiological factors of such complications remain unclear. Both the course of pregnancy and birth outcome seem to be influenced by the experience of stressful events. The sympathoadrenal medullary system and the hypothalamus-pituitary-adrenal-placenta axis seem to modulate the physical effects of psychosocial stress. Additionally, the development of postpartum psychiatric disturbances may be influenced by stressful experiences during childbirth such as secondary cesarean section. Taken together, it is important to explore psychosocial adaptation in all pregnant women and to initiate psychotherapeutic interventions in cases of severe psychosocial problems.