Zusammenfassung
Einleitung
Penetrierende Verletzungen sind eine seltene, aber immer wieder vorkommende Einsatzsituation in der Notfallmedizin. Das Ziel der Untersuchung war es, die Häufigkeit und Verletzungscharakteristika penetrierender, gewaltassoziierter Verletzungen einer Metropolregion über einen 5‑jährigen Zeitraum zu ermitteln.
Material und Methodik
In der retrospektiven Untersuchung wurden anhand einer Datenbankabfrage der Leitstelle des Rettungsdienstbereichs Düsseldorf sämtliche rettungsdienstliche Einsätze mit penetrierenden, gewaltassoziierten Verletzungen in den Jahrgängen 2015, 2017 und 2019 identifiziert und deskriptiv analysiert. Für diejenigen Patienten, die dem überregionalen Traumazentrum (ÜTZ) zuverlegt wurden, erfolgte neben der präklinischen eine weitergehende transsektorale Analyse des innerklinischen Verlaufes.
Ergebnisse
In den 3 Jahrgängen 2015, 2017 und 2019 konnten insgesamt 266 Patienten (Alter: 33 ± 14 Jahre, männlich: 79 %) mit penetrierenden, gewaltassoziierten Verletzungen erfasst werden (2015 vs. 2017 vs. 2019: n = 81 vs. n = 93 vs. n = 92). Die am häufigsten betroffene Altersgruppe war zwischen 15 und 34 Jahre alt. Eine höhere Einsatzhäufigkeit fand sich für die Stadtbezirke Altstadt, Stadtmitte und einen weiteren Stadtteil (Oberbilk). Eine hohe Einsatzhäufigkeit fand sich in den Nächten von Samstag auf Sonntag zwischen 20.00 und 04.00 Uhr. Rettungsdiensteinsätze mit Notarztbeteiligung nahmen über die Jahrgänge zu (2015 vs. 2019: 27 vs. 42 %, p = 0,04). Als Tatwaffe kamen vorwiegend Messer (56 %), abgeschlagene Glasflaschen (18 %) und Scherben (6 %) zum Einsatz. Im ÜTZ kamen 71 aller Patienten (27 %, Injury Severity Score 11 ± 14) zur Aufnahme. Bei diesen Patienten stiegen über die Jahre der Anteil einer unmittelbar erfolgten operativen Versorgung (2015 vs. 2019: 20 vs. 35 %, p < 0,05) und ein positiver Alkoholnachweis an (2015 vs. 2019: 10 vs. 43 %, p < 0,05). Die 30-Tages-Letalität betrug 1,1 % (n = 3).
Schlussfolgerung
Penetrierende, gewaltassoziierte Verletzungen sind relevante, aber seltene rettungsdienstliche und innerklinische Einsatzsituationen. Zukünftige Versorgungsstrategien sollten sich auf die Stationierung von Rettungskräften in Schwerpunkteinsatzbereichen („Altstadtwache“, Hauptbahnhof) und Präventionsstrategien auf Waffen- und Glas‑/Flaschenzonen ausrichten. Eine Steuerung des Alkoholkonsums sollte diskutiert werden.