Zusammenfassung: Grundlagen: Durch die steigende Lebenserwartung gewinnen Krankheiten des fortgeschrittenen Lebensalters, wie eben Gefäßerkrankungen, zunehmend an Bedeutung. Daraus ergeben sich neben rein chirurgischen auch ökonomische und ethische Konsequenzen. An Hand der Resultate von zwei gefäßchirurgischen Standardeingriffen, i. e. die Exklusion infrarenaler Aortenaneurysmen und die Thrombendarterektomie im Bereich der Arteria carotis, soll die Sinnhaftigkeit großer Operationen auch bei geriatrischen Patienten aufgezeigt werden.
Methodik: Von 947, auf Grund eines infrarenalen Aortenaneurysmas konsekutiv behandelten Patienten, waren 418 (44,1 %) 70 – 80 und 109 Patienten (11,5 %) über 80 Jahre alt. Die postoperativen Mortalitätsraten von offenen Notoperationen, elektiven offenen Operationen und elektiven endoluminalen Eingriffen wurden in 2 Beobachtungszeiträumen untersucht. Stratifiziert nach präoperativ bestehenden Risikofaktoren wurden die Resultate der Elektiveingriffe verglichen und in Relation zur Überlebensrate einer „gleichaltrigen Standardpopulation” gesetzt. Außerdem wurde die postoperative Mortalitätsrate dem entsprechenden Rupturrisiko gegenübergestellt.
Von 523 auf Grund einer hochgradigen Stenose der Arteria carotis interna konsekutiv operierten Patienten waren 214 (41 %) 70 – 80 und 42 Patienten (8 %) über 80 Jahre alt. Die postoperative Mortalitätsrate sowie die postoperative Inzidenz eines permanenten zentral‐neurologischen Defizits bzw. die kombinierte Komplikationsrate wurden untersucht.
Ergebnisse: Die postoperative 30‐Tage‐Mortalität nach offener elektiver Exklusionsoperation eines infrarenalen Aortenaneurysmas betrug bei Patienten zwischen 70 und 80 Jahren 6,3 % (1995 – 1999), bei einer elektiven Mortalität in allen Altersgruppen von zuletzt 2,4 %. Nach Stentimplantation betrug die Mortalitätsrate 2,5 %. Nach Notoperationen überlebte nur jeder Zweite. Bei über 80jährigen Patienten lag die Mortalität des offenen Elektiveingriffes bei 12,5 % ab 1995. Nach Noteingriffen auf Grund stattgehabter Ruptur starben beinahe 80 %. Nach endoluminaler Stentimplantation betrug die 30‐Tage‐Mortalitätsrate 5 % bei über 80jährigen, obwohl etwa die Hälfte der Patienten präoperative Risikofaktoren aufwies. Nach Carotis‐Thrombendarterektomie betrug die 30‐Tage‐Mortalitätsrate bei 70 – 80jährigen 0,9 bzw. 2,4 % bei über 80jährigen. Die kombinierte Komplikationsrate betrug 1,4 % bzw. 2,4 %.
Schlußfolgerungen: Die elektive chirurgische Behandlung eines infrarenalen Aortenaneurysmas führt bei geeigneter Verfahrenswahl in Abhängigkeit der präoperativen Risikofaktoren und der Einschätzung des Rupturrisikos auch bei geriatrischen Patienten zu akzeptablen Ergebnissen. Ebenso sind die Resultate nach Thrombendarterektomie im Carotisbereich auch in hohem Alter und bei eingeschränkten Organfunktionen zufriedenstellend. Elektive große gefäßchirurgische Eingriffe sollten mit dem alleinigen Argument des fortgeschrittenen Alters nicht unterbleiben.