Zusammenfassung
Hintergrund
Schmerzen sind ein häufiger Behandlungsgrund in der prähospitalen Notfallmedizin. In Bayern delegieren die Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) bei subjektiv nichttolerablen Schmerzen nach isoliertem Extremitätentrauma an Notfallsanitäter (NotSan) landesweit einheitlich die Kurzinfusion von 7,5 mg des Opioidanalgetikums Piritramid.
Methode
Die Routineeinsatzdokumentation aller Einsätze im bayerischen Rettungsdienst mit Heranziehungen des Delegationsalgorithmus „Isolierte Extremitätenverletzung“ der ÄLRD nach § 4 Abs. 2 Nr. 2c Notfallsanitätergesetz wurde über einen 2‑Jahres-Zeitraum ausgewertet. Evaluiert wurden der Effekt auf die Schmerzintensität nach der numerischen Rating-Skala (NRS) und dem Vorliegen nichttolerabler Schmerzen, Auswirkungen auf die Vitalfunktionen sowie die Notwendigkeit von bestimmten weitergehenden Interventionen.
Ergebnisse
Bei 7151 identifizierten Einsätzen erfolgte in 6097 Fällen eine eigenständige Analgesie durch NotSan entlang der Delegation der ÄLRD. Die Schmerzintensität nach der NRS konnte von im Median 7 (Interquartilsabstand [IQR] 2) auf 3 (IQR 2, p < 0,001) gesenkt und in 96,9 % ein aus Patientensicht tolerables Niveau erreicht werden. In 9,4 % der Fälle wurde ein Notarzt nachgefordert und in 5,0 % eine ergänzende Analgesie verabreicht. Etwa jeder zehnte Patient erhielt Sauerstoff. Atemwegsinterventionen waren in wenigen Einzelfällen notwendig, eine Antagonisierung nur nach höheren als den delegierten Opiatdosen.
Schlussfolgerung
Eine vom ÄLRD delegierte und von NotSan eigenständig durchgeführte Opiatgabe senkt das Schmerzniveau relevant. Wesentliche Hinweise auf eine Patientengefährdung fanden sich nicht. Durch dieses Verfahren konnten in Bayern jährlich geschätzt ca. 2500 Notarzteinsätze vermieden werden.