Die vorliegende Arbeit verfolgte das Ziel, neue Erkenntnisse zu Berufswahlmotiven von Studierenden des beruflichen Lehramts zu gewinnen. Der Fokus wurde auf das berufliche Lehramt gerichtet, da bislang überwiegend die Berufswahlmotive in Bezug auf den Lehrkräftemangel in der Allgemeinbildung betrachtet wurden und gleichzeitig in der beruflichen Bildung nicht nur ein Lehrkräftemangel besteht, sondern sich bereits an den Universitäten zu wenige für ein berufliches Lehramtsstudium entscheiden. Durchgeführt wurden fünf Teilstudien, die Berufswahlmotive im beruflichen Lehramt sowie Zusammenhänge mit der Berufswahlsicherheit untersuchten. Zudem wurde das Erhebungsinstrument hinsichtlich der Passung für die untersuchte Stichprobe empirisch geprüft. Ziel der ersten Studie war die Darstellung der Berufswahlmotive ausschließlich von beruflichen Lehramtsstudierenden sowie ein Vergleich verschiedener beruflicher Fachrichtungen. Die beruflichen Fachrichtungen unterschieden sich erwartungskonform nur geringfügig. Studierende der Fachrichtung Pflege/Gesundheit zeigten die höchste Zustimmung im fachlichen Interesse, gefolgt von Studierenden der Ernährung und der gewerblich-technischen Fächer. Studie 2 ging der Frage nach, ob sich die Berufswahlmotive zwischen dem beruflichen und allgemeinbildenden Lehramt unterscheiden. Es zeigten sich unter Kontrolle von Alter, Geschlecht und pädagogischen Vorerfahrungen signifikante Unterschiede in den Motiven pädagogisches Interesse, Nützlichkeit und soziale Einflüsse. Berufliche Lehramtsstudierende schätzten alle Dimensionen signifikant geringer ein als Studierende der Arbeitslehre. Ziel der dritten Studie war die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Berufswahlmotiven und Berufswahlsicherheit. Es zeigten sich nicht nur erwartungskonform positive Zusammenhänge zwischen der Berufswahlsicherheit und den intrinsischen Berufswahlmotiven pädagogisches Interesse und Fähigkeitsüberzeugung, sondern überraschend auch mit nützlichkeitsbezogenen Motiven, während das fachliche Interesse nicht mit der Berufswahlsicherheit zusammenhing. Studie 4 verfolgte einen personenzentrierten Ansatz und ging der Frage nach, welche Berufswahlmotivprofile sich im beruflichen Lehramt identifizieren lassen. Zudem wurde untersucht, welche Profile in Bezug auf Studien- und späteren Berufserfolg als günstig bzw. ungünstig beschrieben werden können. Es kristallisierten sich fünf Profile heraus, welche aufgrund der Ausprägungen als vorrangig intrinsisch motiviert, vielseitig hoch motiviert, pragmatisch motiviert, vielseitig motiviert und nützlichkeitsmotiviert charakterisiert wurden. Das vorrangig intrinsisch und das vielseitig hoch motivierte Profil erschien in Bezug auf Studien- und Berufserfolg als günstig, während das nützlichkeitsmotivierte Profil eine Risikogruppe darstellte. Die fünfte Studie verfolgte das Ziel, das verwendete Instrument für die Erfassung der Berufswahlmotive im beruflichen Lehramt empirisch zu überprüfen. Dafür fand ein Mixed-Method-Design Anwendung, indem einerseits die Skala mittels einer konfirmatorischen Faktorenanalyse untersucht wurde und andererseits anhand biografischer Interviews Berufswahlmotive von beruflichen Lehramtsstudierenden explorativ ermittelt wurden. Die statistischen Auswertungen zeigten eine noch akzeptable Modellgüte, wobei die Werte durch Ausschluss eines Items verbessert werden konnten. Die in den Interviews identifizierten Berufswahlmotivkategorien deckten sich teilweise mit den Skalen aus dem Erhebungsinstrument, es konnten aber auch neue identifiziert werden. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse zu Berufswahlmotiven im beruflichen Lehramt, indem erstmals berufliche Fachrichtungen verglichen, Zusammenhänge mit der Berufswahlsicherheit hergestellt und sie mit einem personenzentrierten Ansatz untersucht wurden. Auch wurde erstmals das hier verwendete Erhebungsinstrument hinsichtlich der Anwendbarkeit für das berufliche Lehramt überprüft.