ZusammenfassungKinder mit angeborenem Herzfehler (AHF) haben ein signifikantes Risiko für psychomotorische und kognitive Entwicklungsstörungen mit negativen Auswirkungen auf die psychosoziale Situation, akademische Leistung und Lebensqualität. Wichtigste Risikofaktoren sind angeborene Merkmale wie genetische Anomalien, Art und Schweregrad des AHF und sozioökonomische Faktoren. Pränatal können durch Hypoperfusion oder Hypoxie Reifungs- und Entwicklungsstörungen des Gehirns entstehen mit der Folge postnataler Läsionen der vermehrt vulnerablen Hirnsubstanz und neurologischer Entwicklungsstörungen. Die Hochrisiko-Gruppe umfasst vor allem Säuglinge, bei denen eine Operation am offenen Herzen erforderlich ist. Es bestehen spezifische phänotypische Merkmale der Entwicklung in verschiedenen Lebensaltern: in der frühen Kindheit motorische Defizite und sprachliche Artikulationsprobleme; bei Schulkindern eine Beeinträchtigung von Sprache, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, visuell-räumlichen Fähigkeiten, exekutiven Funktionen und motorischen Fähigkeiten, oft in Verbindung mit akademischen Defiziten sowie emotionalen oder sozialen Problemen; im Jugendalter exekutive, psychosoziale sowie psychiatrische Störungen und eine eingeschränkte Lebensqualität; im Erwachsenenalter neurokognitive, psychosoziale sowie Probleme des Selbstmanagements und der beruflichen Perspektive. Körperliche und soziale Funktionsfähigkeit, psychomotorische Entwicklung und psychisches Befinden erweisen sich als Schlüsselfaktoren für die Lebensqualität. Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie fordert für die Hochrisikogruppe der im Säuglingsalter operierten Kinder mit AHF ausführliche serielle neuropsychologische Untersuchungen im Alter von 2 und 5 Jahren, vor Pubertät und vor Beginn des Erwachsenenalters, um frühzeitig Teilleistungsstörungen erkennen und behandeln zu können.