Zusammenfassung
Ziel der Studie:
Aus Deutschland liegen bisher kaum empirische Befunde zum Rauchverhalten, zur Passivrauchbelastung und der Bereitschaft zur Reduktion des Tabakkonsums von Gefangenen sowie zu den verf?gbaren bzw. erw?nschten Hilfeangeboten in den Gef?ngnissen vor. Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, eine belastbare wissenschaftliche Basis zu erarbeiten, die es erm?glicht, effektive und f?r alle Beteiligten akzeptable Konzepte des Nichtraucherschutzes im Setting Gef?ngnis zu entwickeln und zu implementieren.
Methodik:
Im vierten Quartal 2011 wurden in insgesamt 15 Haftanstalten 1?285 Gefangene schriftlich befragt. Deskriptive Analysen sind sowohl f?r die Gesamtstichprobe als auch differenziert nach Art der Haftanstalt (M?nner, Frauen, Jugend) vorgenommen worden.
Ergebnisse:
79% der befragten Gefangenen sind aktuelle Raucher. ?berwiegend wird in den Zellen geraucht. 56% sind der Auffassung, dass ihr Tabakkonsum aufgrund der Inhaftierung zugenommen hat. Jeder zweite aktuell rauchende H?ftling hat w?hrend der Haft schon einen Abstinenzversuch unternommen. Angebote zur Tabakentw?hnung werden in den Haftanstalten jedoch nur vereinzelt vorgehalten.
76,3% aller Gefangenen (inkl. Nichtraucher) geben an, dem Passivrauch ausgesetzt zu sein. Hiervon stark bel?stigt f?hlen sich vor allem die Nichtraucher. Belastet ist die Raumluft insbesondere in den Zellen, den Freizeitr?umen sowie den Arbeitsst?tten. W?hrend bei den Nichtrauchern ein vollst?ndiges Rauchverbot mehrheitlich Zustimmung findet, ist die Akzeptanz einer solchen Ma?nahme in der (gro?en) Gruppe der Raucher nur dann gegeben, wenn die Haftr?ume hiervon ausgenommen werden.
Schlussfolgerung:
Die hohe Raucherrate und die ausgepr?gte Motivation zur Reduzierung des Tabakkonsums unter den Gefangenen stehen im Widerspruch zu den geringen tabakbezogenen Hilfeangeboten in den Gef?ngnissen. Eine Intensivierung des Nichtraucherschutzes und die Implementierung von Ma?nahmen zur Pr?vention und Behandlung der Nikotinsucht sind daher dringend angeraten.