Zusammenfassung
Einleitung Im auditorischen System ist subjektiver Tinnitus als Phantomwahrnehmung bekannt. Menschen berichten auch über illusionäre Fehlwahrnehmungen von realen Höreindrücken und über komplexe szenenhafte akustische Phantasmen ohne externen Hörreiz. Die genauen pathophysiologischen Zusammenhänge der auditiven Phänomene sind noch ungeklärt. Wichtige Komorbiditäten sind Schwerhörigkeit, Hirnerkrankungen und psychische Störungen.
Methode In einer Literaturrecherche in der Datenbank PubMed wurden Publikationen bis März 2021 zu den Suchbegriffen Tinnitus, Palinakusis, Pareidolie, Synästhesie, Aura und akustische Halluzination im Hinblick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum subjektiven Tinnitus ausgewertet.
Ergebnisse Subjektiver Tinnitus kann gemeinsam mit anderen auditiven Phänomenen in einem Individuum auftreten. Diagnostisch wichtig ist der Zusammenhang zwischen Hörverlust und Tinnitus sowie zwischen Tinnitus und Hörminderung im entsprechenden Frequenzbereich. Bei Schwerhörigkeit können weitere auditive Phänomene auftreten.
Schlussfolgerung Das Auftreten verschiedener auditiver Phänomene gleichzeitig bei einer Person lässt ein auditorisches Wahrnehmungskontinuum mit gemeinsamen physiologischen Verarbeitungsstrukturen annehmen. Personen mit Schwerhörigkeit sollten nach den verschiedenen auditiven Phänomenen gefragt werden. Bei allen auditiven Phänomenen sollte die audiometrische Untersuchung zum diagnostischen Standard gehören.