ZusammenfassungInnerhalb der letzten 50 Jahre hat sich eine Trendwende in der
Beugesehnenchirurgie vollzogen. Nach Einführung der 2-Strang-Kernnaht
wurde in den 90igern die 4-Strang-Technik, später sogar die
6-Strang-Technik propagiert. Die vorliegende Studie wertet eine Online Umfrage
unter den DGH Mitgliedern zur eingesetzten Nahttechnik von
Beugesehnenverletzungen Zone 2 aus. Ziel war es, ein realistisches Bild der
aktuellen nationalen Versorgungsrealität in Deutschland zu
ermitteln.
Material und Methoden Mittels Online-Umfrage, welche per Email-Link an
alle DGH Mitglieder ausgesandt wurde, wurden 7 Fragen zur aktuell
durchgeführten Nahttechnik bei Beugesehnenverletzungen der Hand in Zone
2 gestellt. Es haben insgesamt 155 DGH Mitglieder aus Deutschland an der Umfrage
teilgenommen.
Ergebnisse 155 Bögen wurden vollständig beantwortet und in
die Auswertung eingeschlossen. Die Teilnehmer zeigten einen ausgeglichenen
Anteil an Unfallchirurgen, Plastischen Chirurgen und ausschließlich
handchirurgisch tätigen Chirurgen. Immerhin 53% der Teilnehmer
favorisieren eine 4-Strang-Naht. 21% führen noch immer bevorzugt
eine 2-Strang-Naht, 10% eine 6-Strang-Naht durch. Die Technik nach
Kirchmayr-Kessler oder Modifikation davon wird von 52% der Teilnehmer
angewandt, 6% setzen die Technik nach M-Tang, und 10% eine
„andere Technik“ ein. 98% der Teilnehmer bejahten die
Frage nach einer zusätzlichen zirkulären epitendinösen
Adaptationsnaht. In Bezug auf das Nahtmaterial variierten die Meinungen
stärker: 68% verwenden einen resorbierbaren, monofilen Faden wie
z. B. PDS. Knapp ein Viertel (23%) nutzen einen nicht
resorbierbaren monofilen Faden wie z. B. Prolene. Die Frage, ob eine
Anpassung der Nahttechnik aufgrund neuer Studien innerhalb der letzten 7 Jahre
stattgefunden habe, bejahten 40%.
Schlußfolgerung Die Beugesehnenchirurgie hat sich durch intensive
Forschungsentwicklungen in den letzten Jahren erheblich verändert.
Während lange Jahre die 2-Strang-Naht das Maß aller Dinge
darstellte, konnten wir zeigen, dass viele handchirurgisch tätige
Kollegen in Deutschland ihre Nahttechnik zur Versorgung von
Beugesehnenverletzungen in Zone 2 modernisiert haben. Aktuell wird eine
4-Strang-Naht mit monofilem, resorbierbaren Nahtmaterial zuzüglich einer
zirkulären Adaptationsnaht von der Mehrheit der befragten DGH Mitglieder
bevorzugt. Die momentan auf den Jahrestagungen und Kongressen viel diskutierte
Naht nach M-Tang wird lediglich von 6% der Befragten eingesetzt. Unsere
Ergebnisse legen somit nahe, dass der wissenschaftliche Diskurs einen
wesentlichen Einfluss auf die Wahl der chirurgischen Technik und das
Nahtmaterial hat, wenngleich die Versorgungsrealität der aktuellen
theoretischen Diskussion erst mit einigen Jahren Verspätung folgt.