In der klinischen Praxis ist insbesondere das Abwägen der Therapieoptionen Wurzelspitzenresektion (WSR) einerseits und Zahnextraktion mit nachfolgender Implantatinsertion andererseits eine alltäg-liche Aufgabe. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es mittlerweile verlässliche Kriterien gibt, die die Entscheidungsfindung erleichtern. Entscheidend scheint zu sein, den Punkt zu identifizieren, an dem ein Zahn aufgrund seiner Vorschädigung trotz Durchführung komplexer Maßnah-men auf den Gebieten der Endodontologie und der chirurgischen Zahnerhaltung vertreten durch die WSR nur eine schlechte Prognose hinsichtlich seines langfristigen Beitrags zur kaufunktionellen Rehabilitation aufweist.
Wandel in der Einschätzung der Wertigkeit der chirurgischen ZahnerhaltungDie chirurgische Zahnerhaltung muss sich heute vermehrt mit der Implantologie messen. Beide Ansätze sind konträr. Die Wurzelspitzenresektion, Wurzelamputation, aber auch transdentale Fixation und intentionelle Extraktion werden durchgeführt, um das Überleben eines Zahnes zu verlängern. Das Ziel der Implantologie ist es dagegen, einen Zahn zu ersetzen, der bereits verloren gegangen ist oder dessen Erhaltungswürdigkeit fragwürdig erscheint. Auch die aktuelle Literatur vermittelt, dass chirurgische Zahnerhaltung und Implantologie miteinander konkurrieren [5,18,20,21,43,45, 53, 57,60, 67,74,92]. Die WSR als am häufigsten durchgeführter Eingriff der chirurgischen Zahnerhaltung kommt zunächst immer dann zum Einsatz, wenn eine orthograde Wurzelfüllung nicht erfolgreich war oder aus verschiedenen Gründen nicht durchgeführt werden kann [7]. An diesem Punkt setzt immer häufiger die Diskussion an, ob nicht aufgrund der hohen Langzeitüberlebensraten von Implantaten Endodontologie und chirurgische Zahnerhaltung in den Hintergrund treten sollten, um frühzeitig den Ersatz eines erkrankten Zahnes durch ein Implantat zu ermöglichen [31]. Implantate haben sich heute zur kaufunktionellen Rehabilitation bei einer Vielzahl von Indikationen etabliert. Die Ergebnisse der Implantologie scheinen in einem Maße vorhersagbar zu sein, das es erforderlich macht, den Wert der chirurgischen Zahnerhaltung neu einzuordnen [94].
Interpretation von Erfolgsund ÜberlebensratenSowohl für endodontisch vorbehandelte Zähne einschließlich wurzelspitzenresezierter Zähne als auch für Implantate werden heute 5-Jahres-Überlebens-und Erfolgsraten von weit über 90% angegeben [44]. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass ein direkter Vergleich der Zahlen für Überleben und Erfolg aus den verschiedenen Studien nicht möglich ist. Bei endodontisch behandelten Zähnen wird als erfolgreiche Behandlung häufig ein Zustand definiert, bei dem neben der Abwesenheit von Symptomen am betroffenen Zahn zusätzlich auch radiologisch unauffällige periapikale Verhältnisse herrschen müssen [34].In der Implantologie werden ebenfalls verschiedene Erfolgskriterien definiert [90]. Häufig wird jedoch nur die Implantatüberlebensrate über den zeitlichen Verlauf bestimmt. Als Kriterium für das Überleben werden das Vorhandensein des Implant...