Reflexion erscheint in der Lehrer*innenbildung als Inbegriff des Anzustrebenden, dessen Steigerung in jedem Fall ein Gewinn wäre. Allerdings bricht sich der Reflexionsoptimismus nicht nur an der strittigen Frage der Wirksamkeit der Reflexion. Die verbreitete Nobilitierung der Reflexivität als Selbstzweck, die hohen Erwartungen an die Realisierung höchster Reflexionsniveaus, die Verdichtung von Reflexionsanforderungen in der Moderne und die Ausblendung ihrer Grenzen und Nebenwirkungen werfen zudem die Frage auf, ob Reflexion in der Lehrer*innenbildung nicht unter der Hand zu einer quasi-technologischen Formel zur Sicherung einer Gewissheitspose an den Grenzen des Mach-, Plan-und Steuerbaren gerät. Pragmatisch-realistisch gesehen wäre Reflexion als das zu konzeptualisieren, was sie im besten Sinne sein kann: eine soziale Praxis.
EinleitungDa die Fähigkeit zu reflektieren einen Aspekt der conditio humana darstellt, stellt sich in Bezug auf pädagogisches Handeln nicht die Frage, ob die Akteur*innen in solchen Kontexten reflektieren -das haben sie zu allen Zeiten getan. Es fragt sich vielmehr, wer, wann, worauf, aus welchen Blickwinkeln, unter Bezug auf welche Referenzen und vor allem zu welchem Zweck und mit welchem Ziel dies tut oder zu anderen Zeiten getan haben mag.