Juckreiz -Pruritus -gilt als das häufigste Symptom der Haut, das als unangenehme Sinneswahrnehmung empfunden wird und häufig im Rahmen von Hauterkrankungen in der pathologisch veränderten Haut auftritt. Pruritus kann aber auch bei Erkrankungen innererOrgane ohne sichtbare Hautveränderungen wahrgenommen werden. Man spricht von einem Pruritus cum materia, wenn eine Hauterkrankung zugrunde liegt, und von einem Pruritus sine materia, wenn der Juckreiz auf initial unveränderter Haut auftritt. Gerade beim Pruritus sine materia werden der Leidensdruck des Patienten und der Stellenwert der ursächlichen Erkrankung leicht verkannt. In dieser Arbeit werden zunächst die Entstehungsmechanismen von Juckreiz dargestellt und anschließend die verschiedenen Auslöser eines Pruritus sine materia im Hinblick auf die notwendigen Abklärungen diskutiert. Zuletzt folgt eine Übersicht über die therapeutischen Möglichkeiten. Zur Pathophysiologie des Juckreizes Um die vorletzte Jahrhundertwende hatte Törok experimentell festgestellt, dass Juckreiz durch mechanische, thermische und chemische Stimuli auslösbar ist. Da Schmerz durch dieselben Reize hervorgerufen werden konnte, wurde Juckreiz als eine unterschwellige Form der Schmerzempfindung interpretiert, bei der die Reizung durch einen weniger starken Stimulus erfolgt. Diese Auffassung schien später durch elektrophysiologische Nervenuntersuchungen gestützt. Diese zeigten, dass Juckreiz und dumpfer Schmerz als elektronegative Wellen über dieselben nicht-myelinisierten CNervenfasern laufen: Werden Hautnerven durch verschieden starken Druck blockiert und damit je nach Durchmesser unterschiedlich rasch gehemmt, verschwinden Juckreiz und dumpfer Schmerz gleichzeitig. Erst kürzlich wurde zudem gezeigt, dass Histamin-induzierter Pruritus in neuropathischer Haut zu Schmerz konvertiert werden kann [4].
Rezeption von JuckreizHistologisch identifizierbare Rezeptoren, die einen juckreizinduzierenden Stimulus aufnehmen und weiterverarbeiten können, sind nicht bekannt. In den 50er-Jahren aber zeigten Shelley und Arthur, dass in der Tiefe der Epidermis maximale Juckreizpunkte feststellbar sind, wenn die Haut mit den feinen Haaren der Juckreizbohne (engl. cowhage; lat. mucuna pruriens) gereizt wird. In Hautbiopsien fand man an dieDem Pruritus cum materia liegt eine Hauterkrankung zugrunde,beim Pruritus sine materia tritt der Juckreiz auf initial unveränderter Haut auf Juckreiz ist durch mechanische, thermische und chemische Stimuli auslösbar Bisher sind keine histologisch identifizierbaren Rezeptoren bekannt, die einen juckreizinduzierenden Stimulus aufnehmen und weiterverarbeiten können Die Beiträge der Rubrik "Weiter-und Fortbildung" sollen dem Facharzt als Repetitorium dienen und dem Wissensstand der Facharztprüfung für den Arzt in Weiterbildung entsprechen.Die Rubrik beschränkt sich auf gesicherte Aussagen zum Thema.
M. Streit · V. von Felbert · L. R. Braathen