Langjährig erfolgreiche SängerInnen müssen in der Lage sein, ihr Potential über einen Karriereverlauf durchgehend auf hohem Niveau abzurufen und sowohl die eigenen als auch fremden Erwartungen an die künstlerische Leistung miteinander in Einklang bringen. Die Einschätzung von sängerischer Bestleistung divergiert dabei in hohem Maße. Eine langjährige, professionelle Gesangskarriere setzt deswegen neben körperlicher Belastbarkeit und künstlerischer Exzellenz auch mentale Stärke voraus, um mit den teils widersprüchlichen Erwartungshaltungen von Publikum, AgentInnen, musikalischen PartnerInnen, Casting DirektorInnen oder Coaches umzugehen und die eigene Leistungsfähigkeit langfristig auf hohem Niveau zu erhalten. Professionelle SportlerInnen nutzen mentale Trainingstechniken als Ergänzung zum physischen Training seit Jahrzehnten, da die Vorteile eines kombinierten mentalen und praktischen Trainings wissenschaftlich belegt sind. Die vorliegende Arbeit fokussiert die Gütemaßstäbe, mit denen langjährig erfolgreiche SängerInnen ihre Bestleistung definieren und führt auf, welche Strategien sie zur Erreichung derselben nennen. Die Ergebnisse der Interviewstudie zeigen, dass soziale, körperliche, situative und mentale Determinanten das Erreichen der Bestleistung beeinflussen. Entsprechend der positiven oder negativen Selbstbewertung dieser Determinanten wird das Erreichen der persönlichen Bestleistung begünstigt oder gestört. Die Studie zeigt, dass die SängerInnen ihre Bestleistung auf unterschiedliche Weise definieren, entweder mit Idealbezug, Realbezug oder Defizitbezug. Je nach Bezug nennen SängerInnen unterschiedliche mentale Strategien, um ihre Befindlichkeit und ihren Tonus zu regulieren. Dadurch aktivieren und erhalten sie ihre Fokussierungsfähigkeit, ihre Selbstkompetenzüberzeugung und ihre Handlungsfähigkeit.