Zusammenfassung
Ziel der Studie Es besteht eine hohe Komorbidität zwischen chronischen Schmerzen und Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien). Hierbei wirken sich die Schmerzen nicht nur störend auf den Schlaf aus – eine schlechte Schlafqualität kann auch das Schmerzempfinden verstärken. Bisher erfolgt die Behandlung beider Störungsbilder jedoch größtenteils separat. In einer Pilotstudie wurde die Wirkung eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen Schlaftrainings, das auf die gemeinsame Behandlung beider Störungsbilder abzielt, im Bereich der ambulanten orthopädischen Rehabilitation untersucht.
Methodik N=41 Patient/innen nahmen an der Untersuchung teil, wobei 15 Teilnehmer/innen der Kontrollgruppe angehörten. Das Training umfasst 4 Module á 90min und wurde speziell für Patient/innen mit chronischen Schmerzen und komorbider Insomnie konzipiert. Es beinhaltet verschiedene Maßnahmen der kognitiven Verhaltenstherapie zur Behandlung von Insomnie und chronischen Schmerzen (z. B. Schlafhygiene, Schlafrestriktion, Schlaf-Schmerz-Protokoll, kognitive Umstrukturierung) und adressiert speziell den Zusammenhang zwischen Schlaf und Schmerz. Vor und nach dem Training wurden Schlafqualität, schlafbezogene Gedanken (Focussing, Grübeln), internale gesundheitsbezogene Kontrollüberzeugung, Schmerzstärke (am Tag und in der Nacht) sowie schmerzbezogene Gedanken (schmerzbezogene Ängste, schmerzbezogene Hilflosigkeit/Depression) mittels Fragebogen erfasst.
Ergebnisse Für die meisten Parameter (Schlafqualität, Schlafeffizienz, Focussing, Grübeln, internale gesundheitliche Kontrollüberzeugung, durchschnittliche Schmerzen am Tag und in der Nacht, maximale Schmerzen in der Nacht, schmerzbezogene Ängste und schmerzbezogene Hilflosigkeit/Depression) ergaben gemischte Varianzanalysen (kleine η²=0,010 bis mittlere η²=0,068) Interaktionseffekte zwischen Messzeitpunkt und Gruppe, wobei die Effekte für Grübeln und durchschnittliche Schmerzen am Tag nicht signifikant waren. Für die maximalen Schmerzen am Tag zeigte sich kein Interaktionseffekt. Effektgrößen für den Prä-Post-Vergleich der einzelnen Gruppen ergaben mittlere (internale gesundheitsbezogene Kontrollüberzeugung: d=0,52) bis große (Schlafqualität: d=1,73) signifikante Verbesserungen für die Trainingsgruppe. Für die Kontrollgruppe zeigten sich keine (Focussing: d=0,00) bis kleine (maximale Schmerzstärke am Tag: d=−0,43) jedoch stets nicht signifikante Effekte.
Schlussfolgerung Das vorliegende Trainingsprogramm könnte eine Ergänzung zum herkömmlichen Behandlungsspektrum bei chronischen Schmerzen darstellen und sollte an größeren Stichproben weiter evaluiert werden.