Zusammenfassung
Hintergrund
Hochaltrige im Pflegeheim lebende Patienten werden durch negative gesellschaftliche Altersstereotype und Mobilitätseinschränkungen weitestgehend strukturell von psychologischen Versorgungsangeboten ausgeschlossen. Das zeigt sich auch in der kaum vorhandenen Forschungslage zu Psychotherapie im Pflegeheim, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass das Konzept der aufsuchenden Psychotherapie, sowohl verhaltenstherapeutisch als auch psychodynamisch, bei Hochaltrigen bereits Erfolge zeigt.
Fragestellung
Phänomenologische Erscheinungsform, Bedeutung und Probleme des Pflegeheims als Ort der aufsuchenden psychodynamischen Psychotherapie.
Material und Methode
Einzelprotokolle von 374 Sitzungen mit 10 Patienten in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Arztbriefe. Auswertung mithilfe der inhaltsanalytischen Methode der Grounded Theory. Entwickelt wurden theoretische Aspekte der Erscheinungsform, Bedeutung und miteinhergehende Probleme des Pflegeheims in der Psychotherapie.
Ergebnisse
Das Pflegeheim erscheint psychotherapeutisch sowohl hinderlich als auch förderlich. Ein dynamisch verstehbarer Ort mit einer Vielzahl räumlicher Reize, organisatorischer Hürden und persönlicher Schwierigkeiten für den Therapeuten. Es zeigt sich ein Ort der Inszenierung und des therapeutischen Geschehens.
Schlussfolgerung
Psychotherapie im Pflegeheim ist möglich, muss aber sowohl organisatorisch als auch im therapeutischen Kontakt modifiziert stattfinden. Eine subjektive Auseinandersetzung ermöglicht einen Zugang zur Alterspsychotherapie, der durch gesellschaftliche Stigmatisierung erschwert ist.