Psychiatrische Störungen bei Menschen mit Epilepsien und Intelligenzminderung sind häufig, vermutlich mindestens ebenso häufig wie bei Menschen ohne Behinderung, möglicherweise aber aufgrund erschwerter diagnostischer Möglichkeiten und unzureichend vermittelbarem eigenen Leidensdruck schwieriger zu erfassen. Insbesondere mit Zunahme des Behinderungsgrades erschließt sich eine solche Störung nur durch gute Beobachtung der Bezugspersonen. Auch wenn das Spektrum der psychiatrischen Störungen bei leicht bis mittelgradig intelligenzgeminderten Menschen ähnlich ist wie bei nichtbehinderten Epilepsiekranken, ergibt sich doch mit zunehmender Behinderung eine Akzentuierung von Verhaltensstörungen und Störungen, die sich in den begrenzten Ausdrucksmöglichkeiten dieser Menschen abbilden, wie Stereotypien, Aggression und Selbstverletzung. Ganz offensichtlich fehlt es an Studien und Daten zu diesem Thema. Die vorliegende Arbeit versucht, die wenigen Studien zum Thema zu berücksichtigen und fügt eigene Daten anhand eines kleinen Kollektivs aus dem Wohnbereich des eigenen Epilepsiezentrums bei.
Epidemiologie und PrävalenzEs gilt 1% der Bevölkerung als geistig behindert [Intelligenzquotient (IQ) <70], die Mehrzahl davon als leicht geistig behindert (über 80%; [1]). Ungefähr 30% der intelligenzgeminderten Menschen werden als psychisch erkrankt oder schwer verhaltensgestört eingestuft; dies entspricht eher Schätzungen als guten epidemiologischen Studien. Nach den "practical guidelines" zur Diagnose und Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung und schweren Verhaltensauffällig-keiten