Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Psychopharmakotherapie hat bei der Behandlung zahlreicher psychischer Störungen einen großen Stellenwert. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) beeinflussen dabei die Compliance und Verträglichkeit. Zunehmende Beachtung finden metabolische UAW. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die systematische Darstellung der Art und des Risikos metabolischer UAW von häufig verordneten Psychopharmaka. Material und Methoden: Auf der Basis des Arzneiverordnungs-Reports 2015 wurden die in Deutschland verordnungsstärksten Psychopharmaka (Haupt- und Subgruppen) identifiziert. Die Fachinformationen (FI) wurden im Hinblick auf Nennung und Häufigkeitsangaben metabolischer UAW (Appetitsteigerung, Körpergewichtszunahme, Hyperglykämie, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und metabolisches Syndrom) untersucht. Ergebnisse: Es wurden n = 65 FI untersucht. Am häufigsten wurden Gewichtszunahme (52,3%), gefolgt von gesteigertem Appetit (26,2%), Hyperglykämie (20,0%) und Fettstoffwechselstörungen (16,9%) aufgeführt. Metabolische UAW wurden am häufigsten bei den Antipsychotika (45,6%), Antidepressiva (26,0%), Mood stabilizern (25,0%) und Anxiolytika (20,0%) genannt. In den FI der fünf verordnungsstärksten Wirkstoffe (Citalopram > Venlafaxin > Mirtazapin > Sertralin > Amitriptylin) war jeweils Gewichtszunahme aufgeführt. Schlussfolgerung(en): Tendenziell besteht bei den in Deutschland häufig verordneten Antipsychotika, Antidepressiva, Mood stabilizern und Anxiolytika ein erhöhtes Risiko für metabolische UAW. Bei den Medikamenten zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen, Antidementiva, Hypnotika und Psychostimulantien sind metabolische Nebenwirkungen eher vernachlässigbar. Bei den fünf verordnungsstärksten Wirkstoffen handelte es sich um Antidepressiva und in den zugehörigen Fachinformationen war jeweils Gewichtszunahme aufgeführt. Klinische Relevanz: Bei der Wahl eines Wirkstoffs sollten gruppenspezifische Besonderheiten in Bezug auf metabolische UAW berücksichtigt werden.