Sexuelle Dysfunktionen, sowohl klinischer als auch subklinischer Art, sowie andere sexuelle Beschwerden, die mit aversiven Emotionen, Kognitionen und sexuellem Risikoverhalten einhergehen, treten bei Frauen nach sexuellem Missbrauch sehr häufig auf und sind ein stark unterschätztes Problem. Aber auch bei Opfern anderer Arten von Traumatisierung ergeben sich hohe Prävalenzen sexueller Beschwerden. Dies lässt sich lerntheoretisch sowie anhand der Phänomenologie der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) an sich erklären. Sexualität ist eine wichtige Quelle von Lebensfreude, und das Fortbestehen sexueller Dysfunktionen kann mit dem Risiko von Einbußen in Lebensqualität und Selbstwertgefühl sowie von partnerschaftlichen Problemen einhergehen. Neben der klinischen Praxis besteht auch in der klinischen Forschung nach wie vor nur ein unzureichendes Wissen bezüglich des Zusammenhangs zwischen sexuellen Dysfunktionen und traumatischen Erfahrungen, vor allem sexueller Art. Im folgenden Artikel werden die Phänomenologie und Diagnostik weiblicher sexueller Dysfunktionen vorgestellt und Folgen von sexueller Gewalterfahrung auf die Sexualität, auch im Kontext einer PTBS, näher erläutert. Zudem werden Vorschläge zur Integration entsprechender Behandlungsbausteine in die Therapie gemacht