Die Pyrrolalkaloide der Prodigiosin‐Familie haben ein ungewöhnliches Kapitel der Alkaloidchemie geschrieben. Aufgrund ihrer charakteristischen roten Farbe können Kolonien der Prodigiosin‐produzierenden Gram‐negativen Bakterien Blutstropfen zum Verwechseln ähneln. Dies hat in der Vergangenheit offenbar für Verwirrung gesorgt und dürfte wohl zahlreiche scheinbar “wundersame” Ereignisse erklären. Seitdem jedoch der Schritt vom Aberglauben zur Naturwissenschaft vollzogen ist, ziehen die Prodigiosine wegen ihrer vielversprechenden physiologischen Eigenschaften einige Aufmerksamkeit auf sich. Besonders relevant sind in diesem Zusammenhang ihre immunsuppressiven Wirkungen, zumal In‐vivo‐Studien einen synergetischen Effekt bei gemeinsamer Verabreichung mit den klinisch eingesetzten Medikamenten Cyclosporin A und FK 506 nachweisen. Des Weiteren wird in diesem Aufsatz die Chemie des mit den Prodigiosinen nahe verwandten, strukturell ungewöhnlichen Alkaloids Roseophilin zusammengefasst, eines cytotoxischen Naturstoffs, der in den letzten Jahren Gegenstand zahlreicher innovativer Totalsynthesen war.