Optisch aktive Glycerin-Derivate werden seit fast funfzig Jahren als wertvolle chirale C,-Bausteine in der organischen Synthese verwendet -3). Unter den zahlreichen daraus gewonnenen Syntheseprodukten findet man einerseits hochkomplexe Stoffe wie die Macrolide Brefeldin A4) oder Erythronolid B5), andererseits aber auch einfach herstellbare Derivate, wie z. B. die als P-Blocker wirkenden Arylpropanolamine6) oder die sogenannten ,,patelet activating factors" (PAF)7,8), die die Aggregation der Blutplattchen im menschlichen Organismus beeinflussen.Unter diesen Glycerin-Bausteinen haben sich besonders die enantiomerenreinen Formen des 2,3-O-lsopropylidenglycerinaldehyds (1) oder des entsprechenden Alkohols 2 bewahrt, die aus dem ,,chiralen Pool" erhaltlich sind.(R)-1 wird auch heute noch am vorteilhaftesten nach dem Fischer-Verfahren aus D-Mannit hergestellt". Fur die Synthese des enantiomeren (S)-1 nach einem ahnlichen AbbauVerfahren",") eignet sich die billige L-Ascorbinsaure als Ausgangsmaterial.Kiirzlich sind jedoch auch Herstellungen optisch aktiver Glycerin-Derivate aus einfacheren prochiralen Ausgangsmaterialien bekannt geworden 12-14).Fur die Synthese von enantiomerenreinen Fecapentaenen Is), einer neuen Klasse von naturlich vorkommenden Mutagenen, wurden 10-g-Mengen von (S)-( -)-Glycerin-tosylat (3) benotigt. Obwohl die Darstellung von 3 aus L-AScorbinsaure uber (R)-2,3-O-lsopropylidenglycerin (2) bekannt war, suchten wir nach einer direkteren Synthese von 3. Als Ausgangsmaterial im ,,chiralen Pool" schien D-( +)-Ribonsaure-y-lacton (4) geeignet.
4Leider zeigten Vorversuche bald, da13 die geplante, direkte Tosylierung an der primaren C-5-Hydroxyl-Gruppe von 4 nicht mit genugender Selektivitat ablief. Als ebenso reaktiv wie die primare erwies sich die sekundare C-2-HydroxylGruppe, so daD Gemische beider Monotosylate und des entsprechenden Ditosylates erhalten wurden.Als Ausweg bot sich die vorubergehende Acetalisierung der C-2-und C-3-Hydroxyl-Funktionen von 4 an. Nach dem Schutz dieser Gruppen wurde dann die noch freie primare Hydroxyl-Funktion tosyliert.Als sehr vorteilhaft erwies sich hierfur die BenzylidenSchutzgruppe, die nach der Tosylierung leicht mit H2/Pd wieder entfernt werden konnte. Vorangegangene Versuche, eine entsprechende lsopropyliden-Schutzgruppe unter Saurekatalyse hydrolytisch abzuspalten, ergaben auch nach mehrfacher Variation der Versuchsbedingungen weniger als 30% Ausbeute an 7.Deshalb wurde (S)-( +)-Glycerin-tosylat (3) nach der in Schema 1 angegebenen Reaktionsfolge hergestellt. Bei der anschlieI3enden Tosylierung von 5 wurde mit einem Gemisch von absolutem Dimethoxyethan und absolutem Diethylether ein Losungsmittel gefunden, in dem das Nebenprodukt Pyridin-hydrochlorid wahrend des Reaktionsverlaufs auskristallisierte. Bei einer ReaktionstempeLiebigs Ann. Chem. 1989, 691 -693 0 VCH Verlagsgesellschaft mbH, D