Raynaud-Phänomen

Abstract

Das Raynaud-Phänomen ist nach Maurice Raynaud (1834-1881) benannt, der in seiner Promotion 1862 erstmals die "lokale Erstickung" der Extremitäten beschrieben hat [1]. Es bezeichnet eine anfallsweise Verfärbung von peripheren Gliedmaßen aufgrund einer passageren Vasospastik. Die Diagnose lässt sich demnach bereits durch eine präzise Anamnese stellen. Im Zweifelsfall kann man den Patienten Bilder mit den typischen Verfärbungen zeigen und sich ein ähnliches Erscheinungsbild bei ihnen bestätigen lassen; oft legen die Patienten selbst Fotos vor, die während der Anfälle aufgenommen wurden (▶ Abb. 1). Die Prävalenz des Phänomens liegt bei 5 % [2], ist aber in warmen Regionen deutlich geringer, in kalten höher [3]. Die klinische Bedeutung der Erscheinungen ist variabel. Eine sozialmedizinische Relevanz haben sie nur bei einem geringen Teil der Betroffenen. Klinik Bei vollständiger Aufhebung der Perfusion durch den im Bereich der Arteriolen lokalisierten Vasospasmus färben sich die abhängigen Partien weiß ("Leichenfinger"). Erlaubt die Vasospastik eine langsame Restperfusion, wird die Hautfarbe aufgrund der weitgehenden Sauerstoffentsättigung des Hämoglobins livide. Die Verfärbungen können isoliert oder nacheinander auftreten. Nach Ende des Raynaud-Anfalls kommt es teilweise zu einer reaktiven Vasodilatation mit Rötung der Haut durch die resultierende Hyperämie. Merke Die Abfolge "Zyanose (blau) → Vasospastik (weiß) → Hyperämie (rot)" wird als "Trikolorephänomen" bezeichnet und gilt als typisch für das Raynaud-Phänomen, ist aber selten vollständig.