Zusammenfassung. Dem Erwerb von Emotionsbegriffen kommt eine besondere Bedeutung im kindlichen Lexikonerwerb zu. Zum einen ermöglicht das Emotionsvokabular den zwischenmenschlichen Austausch über Gefühle, zum anderen erfüllen Emotionsbegriffe aufgrund ihrer besonderen semantischen Eigenschaften eine Brückenfunktion für den Erwerb abstrakter Wortbedeutungen. Die vorliegende Studie untersucht die Wortverarbeitung bei 86 Kindern zwischen sechs und neun Jahren an einer Auswahl von 24 Emotionsbegriffen. Vier Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und unterschiedlichen Anforderungen an die semantische Verarbeitung wurden eingesetzt: lexikalisches Entscheiden (Wort-Pseudowort), emotionales Kategorisieren (positiv-negativ), Wortverstehen (Wortauswahl aus Ablenkermenge) und Wortproduktion (Satzvervollständigung). In allen Aufgabentypen zeigten sich Verbesserungen mit zunehmendem Alter, wobei sich die Leistungen in Abhängigkeit vom Aufgabentyp unterschieden. Die Ergebnisse zu Korrektheit, Reaktionszeit und Fehlertypen verdeutlichen, wie Kinder ihr Wissen über die Bedeutung von Emotionsbegriffen im Laufe des Grundschulalters ausdifferenzieren.