Die Entwicklung unserer Kenntnisse iiber die Reaktionen iin festen Zustand ist von Herrn Hedvall (1) geschildert . Damit haben wir zugleich einen allgemeinen Uberblick erhalten, so daB wir nun auf einige Spezialprobleme naher eingehen kijnnen.Eine der ersten Fragen, die man sofort stellt, nachdem eindeutig nachgewiesen war, daB es wirklich Reaktionen in festem Zustande gibt, ist die pach dein Verlauf.Wir wissen, daB die Gitterbausteine eines Kristalls nicht starr an bestimmten Punkten festsitzen, sondern daB sie um ihre Ruhelage Schwingungen ausfiihren, deren Amplitudengrofle von der Temperatur abhangt . Wir wissen weiter, daB bei geniigend hoher Temperatur dadurch innerer Platzwechsel eintritt. Uns ist aber auch bekannt, daB die Kristalle Zwischengitterplatze, Fehlstellen, atomar groBe Locher, unbesetzte Gitterpunkte u. dgl. besitzen, wodurch eine Beweglichkeit der Gitterbausteine zum mindesten stark vergroaert, wenn nicht iiberhaupt erst hervorgerufen wird. Ebenso ist uns bekannt, daB Verformungen die Beweglichkeit gleichfalls stark erhohen. SchlieBlich besteht die Tatsache, daB die Beweglichkeit nicht an den Kristallitengrenzflachen halt macht, sondern von Kristall zu Kristall gehen kann und daB sie sogar an den Oberflachen der Kristalle besonders gut ist.Aus diesem Wissen heraus konnen wir uns kurz f olgende Vorstellungen von dem Verlauf einer Reaktion im festen Zustande machen ( 2 ) : Es wird an der Beruhrungsflache zweier Kristalle verschiedener Molekiilarten auf Grund der Schwingungen der Gitterbausteine zu einer Umsetzung und damit zur Ausbildung einer diinnen Reakionshaut kommen. Dann diffundiert in irgendeiner Weise eine der beiden Komponenten oder beide durch diese, wodurch weitere Reaktion und damit Verdickung des Umsetzungsproduktes statthat. Wenn wir daher Reaktionsgeschwindigkeiten messen, so miissen wir unterscheiden zwischen der Anfangsreaktion, bei der fur die Geschwindigkeit die eigentliche Reaktion maBgebend ist, und der weiteren Umsetzung, bei der i. allg. die Diffusion fur die Geschwindigkeit verantwortlich zu mach& ist. Wir diirfen weiterhin nicht vergessen, daB in der Reaktionshaut sich nicht sofort das schon kristallisierte Produkt ausbildet (3), sondern daLI es eine groBe Reihe von Zwischenzustanden durchlauft, wodurch natiirlich die Diffusionsgeschwindigkeit ma& gebend beeinflufit wird. Arbeitet man aber bei solchen l'emperaturen, bei denen die Ausbildung der ersten Reaktionshaut sehr schnell vonstatten geht, und bei denen ebenso schnell die aktiven Zwischenzustande, auf die Herr Huttig (4) nachher genauer eingehen wird und die ich daher hier nicht zu behandeln brauche, in das kristallisierte Endprodukt iibergehen, dann miat man bei der Reaktionsgeschwindigkeit die D i f f u s i o n s ges c h win dig kei t durch ein einheitliches Gebilde. Man mu13 daher auf deren Verlauf die Diffusionsgesetze anwenden konnen. Das war auch recht gut der Fall, wodurch die Vorstellungen einen hohen Grad von Sicherheit erhielten.Es ist nun auBerdem moglich, aus den1 T e m p e r a t u r -k o e f f i z i e n ...