TNF alpha kann dank seiner Doppelfunktion von pro-und antiinflammatorischen Eigenschaften eine optimale Schutzfunktion für den Organismus ausüben. Über ein weitverzweigtes Netzwerk von Liganden und Rezeptoren, die fast an allen Zelloberflächen exprimiert sind, verfügt dieses Zytokin mit seiner Anbindung zur großen TNF-Familie über beste Voraussetzungen, die Abwehr von Infektionen sowohl lokal wie systemisch zu koodinieren bzw. den gesamten Ablauf über die Induktion anderer wichtiger Zytokine zu kontrollieren. (5, 6). Diese regulativen biologischen Funktionen werden initiiert durch die Bindung des trimeren TNF alpha-Moleküls an die beiden dimeren Rezeptoren TNFaRI (p55) und TNFaRII (p75). Beide Rezeptoren üben ihre Signalwirkung über TNF-assoziierte Faktoren aus, TNFR1 über ein "death domain protein" (TRADD) und TNFR2 über TNFR-assoziierte Faktoren (TRAFs). Via Kinase-Aktivierung und Gen-Regulation werden weitere Prozesse generiert, wie die ZytokinProduktion, die Aktivierung von Matrix-Metalloproteinasen (MMPs), die Inhibition von Matrix-Genen und die Stimulation der Osteoblastengenese (39). Da die beiden Rezeptoren auch in löslicher Form vorkommen, können sie über die Bindung von TNF alpha auch als TNF alpha-Inhibitoren fungieren (4).TNF alpha spielt aber nicht nur eine essenzielle Rolle bei der Modulation des angeborenen und erworbenen Immunsystems, es kontrolliert auch auf der zellulären Ebenen wichtige Funktionen wie zum Beispiel die Hämopoese und induziert über die Aktivierung von NFkappaB die Apoptose. Die physiologische und pathophysiologische Rolle von TNF ist also bivalent, es kann protektiv wie zytotoxisch wirken, und seine Produktion ist auch von neurohormonalen Faktoren reguliert (21,35 (44). Bei kardiopulmonären Prozessen scheint TNF alpha ebenfalls eine erhebliche Rolle zu spielen, wobei ein Zusammenhang zwischen genetischen Polymorphismus im TNF-Promotor (TNF 2-Allel) und der Schwere der Herzerkrankung diskutiert wird (10, 12, 42). Dies ist ein interessanter Aspekt, der möglicherweise auch Aufschluss geben könnte über die Abhängigkeit klinischer Manifestationen von der jeweiligen (verstärkten?) Expression löslicher oder membrangebundener TNFFaktoren an Targetstrukturen (Synovia, Neurone, Astrozyten, Kardiozyten, Inselzellen des Pankreas, Darmepithelzellen, T-Zellen) (8).Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die Beeinflussung der TNF alpha-Funktion, so sehr auch der antiinflammatorische Effekt einer TNF-Blockade unter klinischen Gesichtspunkten erwünscht ist, auch mit lebensbedrohlichen Gefahren für den Patienten einhergehen kann, allerdings meist erst dann, wenn zu lange behandelt und zu wenig auf das Risiko-Profil der Patienten (latente Infektion, Immundysfunktion) geachtet wird (3,27). Im Folgenden sollen einige wichtige klinischen Aspekte der TNF-Blockade-Therapie beleuchtet werden.