Zusammenfassung
Hintergrund
Zur Situation von ukrainischen Eltern mit kleinen Kindern, die seit dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, ist bislang wenig bekannt. Ziel des Forschungsvorhabens des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) ist die Exploration der Perspektive dieser Gruppe auf ihr Leben in Deutschland. In der vorliegenden Analyse wird auf die Belastungen und Ressourcen der Eltern und ihre Kenntnis und Nutzung von Unterstützungsangeboten fokussiert.
Methoden
In 17 ca. einstündigen Interviews wurden von Oktober bis Dezember 2022 aus der Ukraine nach Deutschland geflohene Eltern (16 Mütter, ein Vater) mit Kindern bis zu 3 Jahren befragt und ihre Antworten mittels strukturierender Inhaltsanalyse qualitativ ausgewertet.
Ergebnisse
Als Belastungen beschrieben die Interviewten primär die psychische Belastung durch Krieg und Flucht, negative Emotionen wie Gefühle von Einsamkeit und Niedergeschlagenheit sowie Hindernisse bei der Integration. Ressourcen waren vor allem Netzwerke ukrainisch- und russischsprachiger Menschen in Deutschland sowie persönliche Ressourcen wie Selbstfürsorgekompetenz. Die Vermittlung von Angeboten geschah i. d. R. über elektronische Medien. Als besonders nützlich galten Angebote zur Kinderbetreuung, Sprachkurse und Unterstützung in Gesundheitsfragen. Fehlende Kinderbetreuung war der wichtigste Grund für die Nichtannahme weiterer Angebote.
Diskussion
Die psychischen Belastungen der Befragten indizieren einen Bedarf an möglichst muttersprachlichen Versorgungsangeboten. Kinderbetreuungsplätze können ukrainischen Eltern den Besuch integrationsförderlicher Sprachkurse ermöglichen. Die selbstorganisierten Netzwerke der ukrainisch- und russischsprachigen Community sollten bei der Entwicklung von Interventionen von Beginn an partizipativ eingebunden werden.