Zusammenfassung
Hintergrund
Seit Beginn der letzten Dekade ist in Deutschland ein Anstieg der Fallzahlen in den Zentralen Notaufnahmen (ZNA) der Krankenhäuser zu verzeichnen, der zu rezidivierenden Overcrowding-Szenarien sowie zur Erhöhung der Risiken und Kosten der Notfallbehandlung führt. Dabei hat der Anteil ambulanter Notfallbehandlungen überproportional zugenommen. Im Rahmen des Innovationsfondsprojekts Optimierung der Notfallversorgung durch strukturierte Ersteinschätzung mittels intelligenter Assistenzdienste (OPTINOFA, Förderkennzeichen [FKZ] 01NVF17035) wurde hierzu ein intelligenter Assistenzdienst entwickelt.
Patient:innen und Methodik
Auf Basis etablierter Triagesysteme (Emergency Severity Index, ESI; Manchester Triage System, MTS) wurde für die 20 häufigsten Leitsymptome ein neuer Triagealgorithmus entwickelt und webbasiert auf mobilen Endgeräten zur Verfügung gestellt. Zur Bewertung der Validität, Reliabilität und Sicherheit des neuen Triageinstruments OPTINOFA wurde nach positivem Ethikvotum eine Pilotstudie in 3 ZNAs durchgeführt.
Ergebnisse
In die Pilotstudie wurden n = 718 Notfallpatienten (59 ± 22 Jahre; 349 männlich, 369 weiblich) eingeschlossen. In Bezug auf die Disposition (ambulant/stationär) ergab sich mit OPTINOFA eine Sensitivität von 91,1 % bei einer Spezifität von 40,7 % sowie eine gute Korrelation zur OPTINOFA-Triagestufe (Spearman’s Rank Correlation ρ = 0,41). In Bezug auf die Prädiktion der Disposition gemäß OPTINOFA-Triagestufe lag die „area under the curve“ (AUC) bei 0,73. Das intrahospitale Überleben von Patient:innen mit der OPTINOFA-Triage-Stufe 4 bzw. 5 lag bei 100 %. Die Assoziation zwischen der Verweildauer in der Notaufnahme und der OPTINOFA-Triage-Stufe war signifikant (p < 0,0001).
Schlussfolgerungen
Die Pilotstudie zeigt, dass OPTINOFA ein sicheres und valides Triagesystem zur transsektoralen Steuerung der Patientenströme in der Notaufnahme ist. Durch Festlegung von Behandlungsdringlichkeit und Versorgungssektor ergeben sich hiermit bedarfsgerechte Perspektiven zur Entlastung der ZNA durch engere Verzahnung zwischen den Sektoren der Notfallversorgung.