Zusammenfassung
Trotz sehr effektiver Behandlungsoptionen f?r die systemische HIV-Infektion sind Neuro-Aids und die HIV-assoziierte neurokognitive St?rung ein klinisches und alltagsrelevantes Problem. Man unterscheidet 3 Stufen, das HIV-assoziierte, neuropsychologische Defizit (ANPD), das milde, HIV-assoziierte neurokognitive Defizit (MNCD) und die HIV-assoziierte Demenz (HAD). Die Behandlungsm?glichkeiten HIV-assoziierter neuro-kognitiver St?rungen umfasst die antiretrovirale Therapie (cART), die den CPE-Score zur Penetration der Medikamente ins ZNS ber?cksichtigen sollte. Es ist sinnvoll, bei Auftreten multiresistenter Virusvarianten im Blut auch im Liquor entsprechende Untersuchungen durchzuf?hren. Im peripheren Nervensystems treten neben der klassischen, distal-symmetrischen, HIV-assoziierten Polyneuropathie immunogen vermittelte Neuropathien oder Myopathien auf (CIDP, AIDP). Durch die antiretrovirale Therapie (cART) verursachte Polyneuropathien sind differenzialdiagnostisch zu ber?cksichtigen. Erworbene mitochondrial toxische Myopathien treten h?ufiger auf, da nun eine cART durchaus ?ber 10???20 Jahre durchgef?hrt wird. Bei Patienten mit schweren depressiven Episoden zeigte sich eine 6-mal h?here Wahrscheinlichkeit, die Einnahme der cART mindestens einmal zu vergessen. Depressive Episoden sind oft ein Grund f?r mangelhafte Adh?renz, korrelieren mit einer h?heren Viruslast und sind dringend zu behandeln. In den letzten Jahren kam es infolge der verbesserten cART zu einem R?ckgang der opportunistischen Infektionen (OI) des ZNS.
Die h?ufigsten OI stellen die progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML), die Toxoplasma-Enzephalitis und die Kryptokokken-Meningitis dar. Bei rasch progredientem Verlauf einer OI muss an ein Immunrekonstitutionssyndrom (IRIS) gedacht werden. Es gibt momentan keine sichere Methode, z.?B. die Verschlechterung einer PML durch den nat?rlichen Krankheitsverlauf von der Verschlechterung durch ein IRIS zu unterscheiden. Infolge der deutlich zunehmenden Lebenserwartung treten Komorbidit?ten mehr in den Vordergrund. Zu den viralen Biomarkern f?r die Krankheitsaktivit?t im ZNS z?hlen Neopterin als Marker der Makrophagenaktivierung, das Neurofilament-Leichtprotein und das Gesamt-Tau-Protein.