Zusammenfassung
Hintergrund und Ziel
Durch ihre Tätigkeit sind Menschen aus medizinisch-pflegerischen Berufen einem erhöhten Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion ausgesetzt und dadurch öfter von Krankheitsfolgen betroffen. In bisherigen Studien wurde als häufigste Krankheitsfolge die postvirale Fatigue (Erschöpfungssyndrom nach viraler Infektion) identifiziert. Das Ziel der Studie war die Untersuchung von Risikofaktoren für anhaltende Fatiguesymptome infolge einer COVID-19-Infektion und deren Auswirkungen bei Beschäftigten im Gesundheitswesen.
Methoden
Im Frühjahr 2021 wurden 4315 Versicherte der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) für eine schriftliche Befragung zu ihrer COVID-19-Erkrankung im Jahr 2020 und den Krankheitsfolgen angeschrieben. Dabei wurden Symptome der Akutinfektion, Krankheitsfolgen, mögliche Risikofaktoren sowie der körperliche und psychische Gesundheitszustand nach der SARS-CoV-2-Infektion erhoben. Als Fatiguescreening wurde die Skala „Allgemeine Erschöpfung“ des Multidimensional Fatigue Inventory (MFI) eingesetzt. Zur Datenanalyse wurden Regressionsanalysen und multivariate Varianzanalysen berechnet.
Ergebnisse
10,7 % der Befragten wiesen schwere Fatiguewerte auf. Als Risikofaktoren für eine klinische Fatiguesymptomatik konnten u. a. Vorerkrankungen der Psyche und Atemwege sowie die Schwere der Akutinfektion identifiziert werden. Weiterhin war eine schwere Long‑/Post-COVID-Fatigue mit einer höheren psychischen Belastung, einer niedrigeren gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie mit einer häufigeren Arbeitsunfähigkeit assoziiert.
Diskussion
Von schwerer Long‑/Post-COVID-Fatigue geht ein hoher Leidensdruck aus, der spezifische Rehabilitationsansätze erfordert und Sozialversicherungsträger sowie Unfallversicherer vor die Herausforderung stellt, geeignete Rehabilitationskonzepte zu entwickeln.