ZusammenfassungAktuell ist die Beweislage zu Vitamin D und COVID-19 als vielversprechend, jedoch
aufgrund fehlender Daten einer grossen randomisierter Interventionsstudie, als
nicht umfänglich belegt zu werten. Mehrere kleinere Interventionsstudien
bei COVID-19 Patientinnen und Patienten zeigen gemischte Resultate mit einem
Signal, dass die einmalige hohe Bolusgabe von Vitamin D eine neutrale Wirkung
hat und hingegen kleinere Dosierungen von Calcifediol in mehrtägigen
Intervallen das Risiko einer Intensivmedizin-Behandlung und Mortalität
vermindern könnten. Gleichzeitig zeigt die Literatur anhand grosser
Beobachtungsstudien ein starkes Signal, dass Menschen mit einem Vitamin D Mangel
eine höhere Anfälligkeit bezüglich einer COVID-19
Infektion und auch ein erhöhtes Risiko für schwere
Verläufe und Mortalität haben. Diese epidemiologischen Studien
bieten jedoch keinen Kausalitätsanspruch. Insbesondere auch weil ein
Vitamin D-Mangel häufiger bei Menschen mit Übergewicht und
chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen vorkommt,
und diese Faktoren das Risikoprofil für schwerere Verläufe der
COVID-19 Infektion abbilden. Auf der mechanistischen Ebene ist Vitamin D ein
etablierter Faktor der Immunmodulation, mit Hinweisen, dass eine gute Vitamin
D-Versorgung im Rahmen der COVID-19 Infektion die starke Inflammationsreaktion
«Zytokin-Sturm» vermindert. Nicht COVID-spezifisch, aber eine
Wirkung von Vitamin D auf akute Entzündungen unterstützend, fand
eine 2021 publizierte Meta-Analyse von 46 randomisierten klinischen Studien,
dass die tägliche Gabe von Vitamin D verglichen zu Placebo, das Risiko
jeglicher akuter Atemwegsinfekte um 20 Prozent vermindert. Nimmt man diese
Beweislage in der aktuellen Krisensituation einer globalen Pandemie-Situation
auf, unterstützt eine umsichtige Risiko-Benefit Analyse, dass eine
unmittelbare Volksgesundheitliche Empfehlung zur täglichen Einnahme von
Vitamin D als präventive Maßnahme im Rahmen der COVID-Pandemie
sinnvoll ist. Dies ist analog zu den heutigen Empfehlungen zur Vitamin
D-Supplementation zu sehen, da zudem in den Hochrisiko-Populationen durch die
Infektion ein Zusatzrisiko eingeführt wird für die Entwicklung
von Sarkopenie und Osteoporose. Ökonomisch und vom Risiko her ist die
Maßnahme zudem begründet mit der kostengünstigen breiten
Verfügbarkeit und dem hohen Sicherheitsprofil einer täglichen
Gabe von Vitamin D.