ZusammenfassungAntidepressiva, insbesondere die selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI),
sind die meistverordnete psychopharmakologische Arzneistoffgruppe, weshalb eine
genaue Kenntnis der zu erwartenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen
unabdingbar ist. Das erhöhte Risiko für Blutungsereignisse ist
vor allem bei Patienten, die mit SSRI behandelt werden, gut belegt. Mit wenigen
Ausnahmen können jedoch auch die anderen antidepressiven
Arzneistoffgruppen Einfluss auf die Blutgerinnung nehmen und somit das
Blutungsrisiko erhöhen. In der nachfolgenden Übersichtsarbeit
wird das thrombozytäre Serotoninsystem vorgestellt und die
Angriffspunkte der unterschiedlichen Antidepressiva erläutert.
Anschließend wird die zur Verfügung stehende Literatur zu
Blutungen unter den jeweiligen Antidepressivaklassen bzw. einzelnen Substanzen
vorgestellt, wobei hier nach Möglichkeit jeweils Daten aus Meta-Analysen
herangezogen werden. Neben dem allgemeinen Blutungsrisiko werden zudem einzelne
Blutungsentitäten betrachtet, wie gastrointestinale und Hirnblutungen.
Zuletzt werden die Auswirkungen von anderen blutgerinnungsfördernden
Arzneistoffen (Nichtsteroidale Antirheumatika, Thrombozytenaggregationshemmer
und Antikoagulanzien) in Kombination mit Antidepressiva diskutiert. Mit dem
vorgestellten Wissen soll es Behandlern in Zukunft leichter fallen
Entscheidungen hinsichtlich einer geeigneten antidepressiven Pharmakotherapie
anhand der patientenindividuellen Risikokonstellation zu treffen.