Die schnarrende Stimme John Bercows, Speaker des Britischen Unterhauses, wird noch
eine Weile erinnert werden. Seine „Order!“-Rufe
während der hitzigen Brexit-Debatten des Jahres 2019 und sein Verweis auf
parlamentarische Regeln aus dem Jahr 1604, welcher eine wiederholte Abstimmung
über einen unveränderten Brexit-Antrag verhinderte, verschafften ihm
allerdings auch etliche Animositäten. Notwendig waren seine beherzten
Zwischenrufe in diesen turbulenten Zeiten allemal, der sonst übliche Sitz im
Oberhaus im Anschluss an seine Zeit als Sprecher wurde ihm allerdings verwehrt. Dass
die Corona-Krise neue Turbulenzen zeitgleich zu den Austrittsverhandlungen
hervorbringen würde, kam für das Vereinigte Königreich
ebenso überraschend wie für die Europäische Union. Dass in
Deutschland diese turbulenten Zeiten bisher vergleichsweise gut bewältigt
wurden – bisher ohne erkennbare Einschränkungen einer
bestmöglichen gesundheitlichen Versorgung zumindest bei COVID-19-Patienten
– ist eine erhebliche Leistung von vielen. Eine der Stimmen in den
COVID-19-Turbulenzen, welche in zeitgeschichtlicher Erinnerung bleiben werden, ist
die des Generaldirektors der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom
Ghebreyesus von Mitte März 2020: „Man kann ein Feuer nicht blind
bekämpfen und wir können dieser Pandemie nicht Einhalt gebieten,
wenn wir nicht wissen, wer infiziert ist. Wir haben eine einfache Botschaft
für alle Länder: testen, testen, testen. Testen Sie jeden
Verdachtsfall. Bei einem positiven Testergebnis isolieren Sie diesen und finden
Sie die Kontaktpersonen“ 1.
Diese Botschaft verbreitete sich nachfolgend in verkürzter Form als
kulturelles Mem „testen, testen, testen“ gleichsam selbst viral
über das Internet und andere Kommunikationskanäle. Innerhalb
Deutschlands wurde dieser Botschaft jedenfalls entsprochen: Waren in den ersten 10
Kalenderwochen des Jahres 2020 insgesamt 125 000 Abstrichuntersuchungen
mittels Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) vorgenommen worden,
wurden bereits einen Monat nach diesem Aufruf wöchentlich etwa
400 000 Testungen durchgeführt. Der Anteil an positiven Befunden
sank von etwa 9% um etwa den Faktor 10 auf 1% zwei Monate
später 2.