Über die pythagoreischen Jenseitsvorstellungen sind wir -wie allgemein über die Lehren des Pythagoras, des Weisen von Samos, und seiner ersten SchülerInnen -nur sehr schlecht informiert. Da jedoch im orphischen Bereich, dessen Nähe zum Pythagoreismus schon in der Antike empfunden wurde, in den letzten Jahrzehnten neue Funde einen erheblichen Erkenntnisgewinn gebracht haben, scheint es lohnend, auch die spärlichen Notizen über die pythagoreische 'Eschatologie' erneut zu sammeln und sie sowohl aus sich selbst heraus wie auch auf dem Hintergrund dessen, was wir inzwischen über orphische Jenseitsvorstellungen zu wissen glauben, einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen. Verschiedene Elemente, die aus den Platonischen Jenseitsmythen vertraut sind, lassen sich dabei wenn nicht auf Pythagoras selbst, so doch zumindest auf den alten Pythagoreismus zurückführen, darunter die Betonung der Konsequenzen, die sich aus der Lebensführung des einzelnen für das Geschick im Jenseits ergeben, sowie die Vorstellung eines Totengerichts im Hades.