Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen auf der Flucht gehören zu den besonders schutzbedürftigen Personen, da ihre Gesundheit und ihre Entwicklungschancen erheblich gefährdet sind. In diesem Beitrag werden Herausforderungen und Möglichkeiten in der Versorgung dieser Patient*innengruppe aus der Perspektive verschiedener Versorgungsbereiche beschrieben: Erstaufnahmestelle, Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD), niedergelassene Kinder- und Jugendärzt*innen, sozialpädiatrische Zentren und Selbsthilfe. Den Ausgangspunkt bildet eine Darstellung der Rechte auf eine optimale Gesundheitsversorgung, die sich aus der UN-Behindertenrechtskonvention und der UN-Kinderrechtskonvention ableiten lässt. Dabei wird deutlich, dass für Kinder- und Jugendliche im Status als Asylbewerber*innen systematische Lücken in der Erkennung und Versorgung chronischer Erkrankungen, Behinderungen und Förderbedarfe bestehen. Eine Erweiterung der „Gesundheitsuntersuchung“ nach der Ankunft, die bisher auf die Erkennung übertragbarer Erkrankungen fokussiert, ist wichtig und notwendig, um individuelle Bedarfe zu identifizieren und die Datenlage für diese Gruppe zu verbessern. Auch eine Stärkung der Schuleingangsuntersuchung durch den ÖGD insbesondere für ältere Kinder, die als Quereinsteiger*innen die Schule besuchen, könnte die Versorgung flächendeckend deutlich verbessern. Im Kontrast zu diesen Defiziten, die Veränderungen auf der politischen Ebene erfordern, gibt es insbesondere in lokalen Kontexten innovative Versorgungsangebote, wie z. B. Kindersprechstunden in Erstaufnahmestellen, vielfältiges ehrenamtliches Engagement oder die Nutzung sozialer Medien in der Selbsthilfe, die exemplarisch vorgestellt werden.