Als Siegfried Landshut im Februar 1950 zwei Gastvorträge im Hauptgebäude der Universität Hamburg hielt, kehrte er erstmals an den Ort zurück, von dem er knapp 17 Jahre zuvor als Jude vertrieben worden war. 1 Zum Sommersemester 1951 erhielt er dann den neu eingerichteten Lehrstuhl für die »Wissenschaft von der Politik«, einen der ersten seiner Art in der Bundesrepublik. An der Etablierung der Politikwissenschaft, die an den Universitäten mit Skepsis, wenn nicht gar mit offener Ablehnung aufgenommen wurde, hatte Landshut in den 1950er und 1960er Jahren erheblichen Anteil. Entgegen der damals verbreiteten Ansicht, es handele sich um eine neue, erst nach 1945 aus den USA importierte Wissenschaft, knüpfte Landshut an eigene politikwissenschaftliche Arbeiten aus der Weimarer Zeit an 2 und betonte, Politik sei eine der ältesten Disziplinen überhaupt: »[…] der Begriff Politik ist ja nicht von gestern. Er ist neben Physik, Metaphysik und Ethik einer der ältesten