Zusammenfassung
Präsenz ist als ein Dasein und Mitgehen die wichtigste Grundlage für Seelsorge und Spiritual Care. Durch die Pandemie wurde ein Digitalisierungsschub ausgelöst, der sich bis heute in verschiedenen Bereichen der kirchlichen Arbeit niederschlägt, denn es mussten Alternativen zur leiblichen Begegnung gesucht werden. Eine empirische Studie während des zweiten Lockdowns untersucht Seelsorgende in Deutschland und befragt sie hinsichtlich ihrer seelsorglichen Mediennutzung, ihrer Einstellungen zur digitalen Kommunikation und leiblichen Präsenz sowie zu seelsorglichen Innovationen. Die Ergebnisse zeigen, dass immer noch das leiblich-präsente Gespräch am häufigsten stattfindet, aber auch die Kommunikation per Brief, Telefon und Videochat deutlich angestiegen ist. Überwiegend sind die Seelsorgenden positiv gegenüber digitaler Kommunikation eingestellt und beurteilen differenzsensibel deren mögliche seelsorgliche Nutzung abhängig von Zielgruppen und Situationen, schätzen die leibliche Interaktion aber zugleich als unverzichtbar ein. Hier findet sich eine Diskrepanz zwischen grundsätzlicher Befürwortung von Digitalisierung im Rahmen von Seelsorge gegenüber ihrer tatsächlichen Nutzung. So bedienen sich Seelsorgende mehrheitlich traditioneller Medien wie Brief oder Telefon und bieten leibliche Präsenz in kreativer Gestalt an. Digitale seelsorgliche Innovationen einschließlich eines blended setting sind demgegenüber unterrepräsentiert. Eine präsente Seelsorge – digital und/oder leiblich – ist alternativlos. Mediale und digitale Möglichkeiten für eine zukunftsorientierte Seelsorge sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft.