InstitutZentrum für Nuklearmedizin und PET/CT Bremen Lymphatisches System und Lymphknotenszintigrafie ▼ In den letzten 50 Jahren hat sich über das lymphatische System, seine Dynamik und Funktion eine enorme Menge von Kenntnissen angesammelt. Etwa 2-3 Liter Lymphe fließen jeden Tag in den Lymphkreislauf, gleichbedeutend mit einem Lymphfluss von etwa 120 ml/h unter Ruhebedingungen. Der lymphatische Strom kann unter Belastung um einen Faktor 10-30 zunehmen. Die lymphatischen Kanäle kontrahieren und entspannen sich alle 2-3 min. Das lymphatische System ist folglich ein äußerst dynamisches und reagibles System. Es ist bekannt, dass Lymphgefäße größer sind als die umgebenden Kapillaren und dass diese Endgefäße darstellen, deren unidirektionale Flussrichtung durch Gefäßklap-pen gesichert werden. Ungebundene bzw. von einem Primärtumor abgelöste Zellen gelangen über interstitielle Spalten und Kanäle zum initialen Lymphgefäß und mit dem Lymphstrom über pränodale, afferente Gefäße zu den zwischengeschalteten Lymphknoten. Das Konzept der SLN-Biopsie (Sentinel-LymphNode-Biopsie) geht davon aus, dass im Falle des Fehlens von Karzinomzellen in den Sentinel-Lymphknoten auch kein Tumorbefall in den weiteren nachgeschalteten Lymphknoten vorliegt. Nach operativer Entfernung nur der SLN kann im Fall eines negativen Befundes auf eine radikale Lymphadenektomie einhergehend mit erhöhter Morbidität verzichtet werden. Die heutigen Verfahren für die SLN Detektion und Lokalisation schließen auch Kombinationen von Radiopharmazeutika, Färbemitteln (z. B. blue dye), präoperativer szintigrafischer Bildgebung sowie intraoperativer Gammasondendetektion ein, gefolgt von einer chirurgischen Entfernung der entdeckten Lymphknoten. Bei Kombination mit der intraoperativen Applikation von blue dye wird eine falsch-negative Rate von bis zu 7,3 % mit Zusammenfassung ▼ Das Konzept der Sentinel-Lymphknoten ist von immer größer werdender Bedeutung, um das therapeutische Management bei Krebspatienten zu stratifizieren. Seit Langem wird der große Stellenwert dieser Methode durch die vielen Veröffentlichungen in der Fachliteratur und bereits in seinen Anfängen durch Editorials in den wichtigsten medizinischen Fachzeitschriften [7, 10] unterstrichen. Dieses Verfahren hat sich in der Routine etabliert, wird präoperativ beim Mammakarzinom und auch beim Malignen Melanom eingesetzt und ist dort bereits Bestandteil der Leitlinien. Da Unterschiede in der Praxis in fast allen Aspekten der SLN-Technologie festzustellen sind, gibt diese Arbeit einen Überblick über den aktuellen Stand der SLN-Diagnostik beim Mammakarzinom und anderen gynäkologischen Tumoren. Abstract ▼