Zusammenfassung
Hintergrund Medizinstudierende sind bedingt durch ihre klinische
Ausbildung und bei Nebentätigkeiten in der Klinik häufiger
Kontakten zu SARS-CoV-2-Infizierten ausgesetzt als die
Allgemeinbevölkerung. Wir bestimmten die Seroprävalenz von
SARS-CoV-2-Antikörpern bei Medizinstudierenden in der klinischen
Ausbildung zu verschiedenen Zeitpunkten in der Anfangsphase der Pandemie und
befragten die Teilnehmenden zu möglichen SARS-CoV-2-Expositionen im
medizinischen und im privaten Bereich.
Methodik Im Zeitraum Mai 2020 bis Juni 2021 wurden Medizinstudierende des
jeweiligen 3. Studienjahres (6. Fachsemester) am Universitätsklinikum
Würzburg befragt und SARS-CoV-2-Ungeimpften eine Bestimmung ihres
SARS-CoV-2-Serostatus angeboten. Die Blutproben wurden mittels Immunoassay
(Elecsys, Roche) auf IgG/IgM/IgA-Antikörper gegen das
SARS-CoV-2 N-Antigen getestet. Demographische Daten, SARS-CoV-2-Erkrankungs- und
Impfstatus, sowie mögliche SARS-CoV-2 Expositionen wurden mithilfe eines
Fragebogens erfasst.
Ergebnisse 383 (86,1%) von 445 Studierenden beteiligten sich an
der Querschnittsbefragung (65% weiblich; Altersmedian 22 Jahre; IQR
21–24). Von 223 (58,2% von 383) ungeimpften Teilnehmenden wurde
der Serostatus ermittelt. Im Zeitraum zwischen Pandemiebeginn in Deutschland
(Februar 2020) und dem Befragungszeitpunkt gaben 332 (86,7% von 383) an,
eine Tätigkeit im medizinischen Bereich auszuüben, vor allem im
Rahmen von Famulaturen (76,8%) oder Nebentätigkeiten mit
Patientenkontakt (48,8%). 129 (33,7%) gaben einen
vorangegangenen Kontakt zu einem COVID-19-Patienten an, davon fanden
78,3% der Kontakte in einer medizinischen Einrichtung statt. Bei 8
(3,6%) der 223 getesteten, ungeimpften Teilnehmenden konnten
Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden, dabei ließ sich
bei 3 Infizierten ein Zusammenhang zwischen der Infektion und einem Kontakt im
Rahmen der medizinischen Tätigkeit vermuten.
Schlussfolgerung Trotz häufigen Patientenkontaktes und des damit
möglicherweise einhergehenden erhöhten Infektionsrisikos zeigten
Medizinstudierende des 3. Studienjahres in den ersten 18 Monaten der Pandemie
gegenüber der Allgemeinbevölkerung keine erhöhte
Seroprävalenz und eine niedrigere bzw. ähnliche
Seroprävalenzrate wie Medizinstudierende in anderen europäischen
Ländern. Dies weist auf einen ausreichenden Schutz von
Medizinstudierenden zu Beginn ihrer klinischen Ausbildung durch die damaligen
Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen bei medizinischen
Tätigkeiten hin.