In weiterer Ausarbeitung ihrer (hier kurz zusammengefassten) revidierten Triebtheorie entwickelt die Autorin die ökonomischen und strukturtheoretischen Bedingungen des Unbewussten. Im Mittelpunkt stehen dabei die quantitativen und qualitativen Aspekte der beiden gegensätzlichen Triebenergien, der Libido des Sexualund Lebenstriebs, sowie der Lethe des Erhaltungsund Todestriebs. Ersterer wird eine Tendenz zum Bewussten, letzterer eine Tendenz zum Unbewussten zugeschrieben. Jede Struktur (von der Mikrobis zur Makroebene) wird als eine Kombination der Repräsentanzen beider Triebe konzipiert; ihre Interaktion, welche die dynamische Stabilität der Psyche (Lustprinzip/Homöostase) garantiert, wird in den Strukturen organisiert. Das gilt sowohl für die einzelne Repräsentanz (z. B. Selbst, Objekt) als auch für die psychischen Instanzen (z. B. Es, Ich, Überich), sowie für die Verkettung von Repräsentanzen in Erinnerungen, Phantasien oder Träumen. Im Rückgriff auf Lewins Konzept des (meist unbewussten) leeren, weißen oder schwarzen Dream Screens, auf den (bewusstseinsfähige) Träume projiziert werden, schlägt die Autorin vor, für jede Repräsentanz eine tendenziell bewusstseinszugängliche libidinöse Vorderund eine zum Unbewussten tendierende lethische Rückseite anzunehmen. Unbewusstes ist dieser Konzeption zufolge ein Bestandteil aller psychischen Vorgänge. Zugleich wären dann das Unbewusste der ersten Topik sowie das Es der zweiten Topik vorwiegend von lethischen Triebenergien besetzt, während in den bewusstseinsfähigen Anteilen von Ich und Überich/Ichideal die libidinösen Besetzungen überwiegen würden.