Transsexualität ÜbersichtenGibt man zu erkennen, dass man mit transsexuellen Menschen therapeutisch arbeitet, findet man schnell Aufmerksamkeit. In das Erstaunen über diese Laune der Natur mischt sich skeptische Distanz; gerne werden diese Menschen ins Travestie-oder sogar Rotlichtmilieu lokalisiert. "Transsexuell?" -Kaum jemand kann sich so recht etwas darunter vorstellen. Das hat eine Entsprechung bei dem Versuch, transsexuelle Menschen in eine Psychotherapie zu vermitteln: Entweder bekommen sie keinen Termin, oder es wird versucht, ihnen ihr Problem auszureden. Dem steht das oft große Leid der Menschen gegenüber, die von einer Transsexualität betroffen sind. Es gibt keinen vergleichbar radikalen Bruch in der Identität eines Menschen wie bei der Entwicklung einer Transsexualität. Das bisher gelebte Leben erfährt eine absolute biopsychosoziale Umwandlung mit radikaler Umorientierung für die Betroffenen selbst, für ihre Angehörigen, für Freunde und Kollegen.Man stelle sich einmal vor, der eigene Sohn oder die eigene Tochter komme eines Tages, um mitzuteilen, er sei Frau oder sie sei Mann, er oder sie wolle sich operieren lassen. Mein Sohn wird zur Tochter, meine Tochter zum Sohn? Fallbeispiele BJ: Die 22-jährige Frau-zu-Mann-(FzM)transsexuelle junge Frau kommt gemeinsam mit ihrer Mutter zur Begutachtung. Sie erscheint eindeutig männlich, und selbst mit Wissen um die Problematik ist die vormals weibliche Identität nur schwer zu erkennen. BJ beschreibt den eigenen Zustand folgend: "Das Innere, das Seelische, das stimmt nicht mit dem Kör-per überein" und "Innerlich bin ein Mann, ich fühle mich so, wie Sie sich als Mann fühlen". Die Mutter kommt mit in das Gespräch. Die Tochter habe als kleines Mäd-chen durchaus Kleider getragen, sei im fünften Lebensjahr sogar als Engelchen auf der Hochzeit der Schwester aufgetreten. Ab dem Alter von 8/9 Jahren sei die Entwicklung immer mehr in die Richtung eines Jungen gegangen, mit typischen Jungenspielen Fußball, LEGO etc. Sie habe seitdem keinerlei weibliche Kleidung mehr angelegt. Ein Drama sei die Kommunion wegen des weißen Kleidchens gewesen, da habe sie sich verweigert. Die Tochter habe sich 1999 einer Freundin offenbart, die Mutter habe das dann angesprochen, die Tochter habe jedoch alles abgestritten. Während des psychiatrischstationären Aufenthalts wegen eines Suizidversuches habe die Tochter ihr mitgeteilt, im falschen Körper zu leben. Es sei zunächst ein großer Schock gewesen, sie habe sich dann aber damit arrangiert und unterstütze ihre Tochter bei der Umwandlung. Sie könne sich damit arrangieren, jetzt einen Sohn zu haben.Oder der Ehemann oder die Ehefrau offenbaren ihr transsexuelles Erleben, obwohl schon lange verheiratet, und wie soll das mit den Kindern gehen?MD: Der 52-jährige Mann-zu-Frau-(MzF-)transsexuelle Mann erscheint in weiblichem Äußerem, ohne dass er das überbetont, zur Begutachtung für die Vornamensänderung. Er gibt an, sich "als Frau pudelwohl zu fühlen", da "ich jetzt ich selbst bin". Besonders gut gehe es ihm, seit er sich seiner Frau gegenüber offen...