Die kindliche und jugendliche Sexualität ist spätestens seit dem 18. Jahrhundert Gegenstand pädagogischer Theorien und Programmatiken. Kindliche Sexualäußerungen wurden beobachtet, kontrolliert und pädagogisch reglementiert. Die Pädagogisierung der kindlichen Sexualität ist damit ein Produkt der Moderne. 1 Im Anschluss an Rousseaus »Emile«, in dem der Philosoph das Kind als von ›Natur aus gut‹ bezeichnete und damit die Grundlage der romantischen Vorstellung von der ›Unschuld des Kindes‹ legte, wurde in der Pädagogik das Augenmerk auf deren Bewahrung gerichtet, was sich insbesondere in einem Kampf gegen die kindliche Masturbation niederschlug. Der Anti-Onanie-Diskurs wurde von theologischer, medizinischer und pädagogischer Seite geführt und ist vor allem im Kontext der Ausbildung des bürgerlichen Sozialcharakters zu sehen. Zugleich breitete sich ein ›Schwei-gen‹ über die Sexualität des Kindes aus, das erst Freud zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seiner Studie über die »infantile Sexualität« aufbrach, mit der er die Idee der Romantik von der ›kindlichen Unschuld‹ als Täuschung entlarvte (vgl. Freud 1910(vgl. Freud /2009.100 Jahre später leben wir in einer scheinbar ›sexualitätsdurchtränkten‹ Gesellschaft, in der es kaum noch Tabus zu sexuellen Fragen zu geben scheint. Nicht so jedoch, wenn es um kindliche und jugendliche Sexualität geht. In Kindertagesstätten und Schulen stellt die kindliche Sexualität Pädagog:innen noch immer vor Herausforderungen -sowohl in Bezug auf die pädagogische Reaktion auf sexuelle Wünsche, Fragen und Praktiken der Kinder als auch in 1 Das Sexualverhalten und die Sexualität des Kindes -insbesondere die kindliche Onanie -wurden auch in der Vormoderne wahrgenommen -jedoch nicht als pädagogisches Problem, wie Michael Schetsche in seiner Studie zeigt (vgl. Schetsche 1993: 21).